Im Kloster Hornbach traf sich auch in diesem Jahr wieder eine Gruppe krisenfester Führungskräfte, um sich auf den Spuren der Weisheit, der Sophia, um einen inspirierenden Erfahrungsraum zu gestalten. »Leidenschaft« lautete unser diesjähriges Thema. Wie? Leidenschaft? Für Führungskräfte? Na, aber sicher! Denn das, was uns bewegt und uns Dinge ebenso wie Menschen bewegen lässt, uns unsere Antriebe gibt sind letztendlich innere Zustände; Philosophen sprechen von Affekten, wir nennen es Leidenschaften.

Wir erleben Leidenschaften durchaus als eine Dichotomie. Genauso wie es ein »hin zu« – eine Leidenschaft für etwas gibt, so gibt es auch das »weg von« – als eine leidenschaftliche Abneigung gegen etwas. In der Regel sagt uns unsere gute Kinderstube, von beidem Abstand zu halten und uns in einem mittleren Maß der Affekte zu bewegen. Erreichen aber wollen wir Großes. Großes ohne Leidenschaft, Großes im Zustand eines ausgewogenen mittleren Maßes? Wir sind unentschieden, wenn es zum Thema leidenschaftliches Wollen kommt.

Und genau so wird mit Gefühlen, unseren Leidenschaften, im Geschäftskontext gerne umgegangen: Es ist etwas Unberechenbares, etwas nicht ins Arbeitsleben gehörendes, etwas, was wir oft negativ konnotieren und zu Gunsten einer vermeintlichen Sachlichkeit verdrängen.

Doch: Wer etwas mit Leidenschaft vorantreibt, der ist produktiv, der ist ein gutes Beispiel, ein Vorbild, ein Mitreißer. Innovationen ohne Leidenschaft der Erfinder – undenkbar. Führung, Menschenführung auch in Krisen, ohne Leidenschaft – denkbar aber wenig erfolgreich. Auf einer abstrakten Ebene wissen wir das – nicht umsonst fehlt heute in keiner Vision, in keinem Leitbild die Passion, die Leidenschaft für etwas.

Leidenschaft ist aber auch in sehr konkretem Sinne der Grund für unsere Leistungsfähigkeit, ist der Grund, sich ganz auf eine Aufgabe und ihr Gelingen zu konzentrieren. Die Sophia öffnete das Verständnis für dieses so grundsätzliche Phänomen, das uns in unserem Leben und in unserer Arbeit zu mehr als dem Durchschnitt befähigt. So fragten wir uns: Was sind denn unsere Leidenschaften, was die Leidenschaften unseres Unternehmens? Und wie sind sie zu wecken, zu nutzen, zu kennen?

Diesen Fragen sind wir auf der Sophia in verschiedenen Arbeits- und Erfahrungsformen nachgegangen. Natürlich gab es Workshops, die sich mit den Grundlagen und Formen der Leidenschaften beschäftigten – es gab Lehrgespräche, um uns das Wissen zugänglich zu machen, was sich die Menschheit schon erworben hat. Es wurde aber auch intensiv gemalt, nächtens, konzentriert – und auch in einer leidenschaftlich expressiven Form: Mit Schüttbildern ging es uns um den Moment des Loslassens, des beherzten »Entstehe!«

Wir haben gelesen und zugehört, intensiv gesprochen und intensiv gelauscht. Improvisationstheater – Rollen nehmen, Rollen füllen, Kreativ sein. Beeindruckend. Mitmachtheater, Lernerfahrung, nächtliche Reisen in die eigene Erfahrungswelt durch gelebte Geschichten. Tanzen, mit vollem Körpereinsatz, break dance, im Kopfstand die alltägliche Nüchternheit auf den Kopf stellend.

In den Workshops sind wir durch eine Vielzahl von Themen gegangen, durch Literatur, Philosophie, durch Beispiele aus dem Sport und aus der Psychologie. Und wir sind uns selbst und einander in unseren möglichen Leidenschaften begegnet.

Inspirierend und intensiv war diese Sophia 2009. Für uns ebenso wie für unsere Gäste an diesen Tagen. Gemeinsam haben wir diese Tage genossen und mit Inhalten gefüllt. Vielen Dank dafür.