Vielfältig vernetzt im Unternehmen der Zukunft: SYNNECTA und HR-Vertreter gehen in die zweite Tischrunde

Immer noch den überwältigenden Zuspruch der Teilnehmer aus der ersten SYNNECTA-Tischrunde und den reichhaltigen Erkenntnisgewinn präsent im Bewusstsein, geht es in strammen Schritten auf die nächste Auflage am 01. Oktober 2015 zu. Auch dieses Mal werden Schlüsselfiguren aus dem HR-Bereich gemeinsam mit SYNNECTA-Beratern an spannenden und hochaktuellen Business-Themen der Zukunft arbeiten.

»Unternehmen 2.0 führen – Transformation zu mehr Offenheit« lautet der Titel des reichhaltigen Programms. Um das vernetzte Unternehmen wird es gehen: darum, wie technischer und kultureller Wandel hin zu Digitalisierung und Schnelligkeit ein Unternehmen kulturell reichhaltiger, kreativer, offener, agiler und kooperativer machen kann, ungenutztes Wissen nutzbar macht, Führungskräfte, Teams und Mitarbeiter befähigt und sie ihr Potenzial ausschöpfen lässt.

Was genau verbirgt sich hinter Vernetzung, beziehungsweise dem vernetzten Unternehmen? Warum nun auch noch »vielfältig vernetzt«? Aus unserer Sicht ist das vernetzte Unternehmen nicht eindimensional zu betrachten, sondern auf verschiedenen Ebenen. Dies mag zunächst noch komplexer und bedrohlicher klingen, als es die Ebene der neuen Technologie für manchen ohnehin schon tut. Richtig ist aber, dass die digitale Vernetzung insbesondere in ihrer Mehrdimensionalität den Fokus immer stärker auf den Menschen und seine Fähigkeiten lenkt und somit einen Gewinn für die gesamte Organisation bringt – sofern sie in die richtigen Bahnen gelenkt wird.

Um einen Blick auf die drei Ebenen der vernetzten Arbeitswelt zu werfen, beginnen wir zunächst bei der Technologie. Insbesondere geht es hier natürlich um die Web 2.0-Technologien wie soziale Medien. Diese werden verstärkt für die direkte Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden genutzt. So entsteht Nähe – der Kunde gibt direkter und schneller Feedback, was ein viel schnelleres Reagieren und kreativere Lösungen erfordert.

Web 2.0 kann auf diese Weise die Innovationskraft einer Organisation enorm fördern. Unternehmensintern gelingt durch digitale Medien ein weitaus effektiverer Wissensaustausch. Oftmals liegt bei den Menschen im Unternehmen eine Menge informelles Wissen, aber auch explizites Wissen, zu dem kein Zugang ist. Dieses zu nutzen, öffnet Möglichkeiten, das Potenzial einer Organisation wirklich auch auszuschöpfen.

Vernetzung allein auf die Einführung von Web 2.0-Technologien zu beschränken, wäre allerdings zu kurz gegriffen. Vernetztes Unternehmen ist Ausdruck einer ganz neuen Art, Unternehmen zu denken und zu leben. Die Vernetzung von Menschen und Gruppen, selbst organisiert und autonom handelnd, in der die Bindung vor allem über gemeinsam geteilte Visionen und Werte sowie über eine gemeinsame Plattform läuft – dass daraus ein gut funktionierendes und bereicherndes System entstehen könnte, hätte vor 30 Jahren vermutlich niemand geglaubt.

Wir sehen Unternehmen als lebende, soziale Systeme. Die Aufmerksamkeit muss folglich auf den Menschen und ihrem Potenzial liegen, auf ihrer Kreativität und Innovationskraft und auf der Synergie, die sich aus der Vernetzung ergibt – im Gegensatz zu funktionalen Strukturen und bürokratischen Abläufen. Ein Unternehmen kann hierdurch an Schnelligkeit gewinnen und prompter Neues generieren und umsetzen.

Was für einer Kultur bedarf es, die das möglich macht? Welche Veränderungen in Richtung Vernetzung sind nötig? Hier setzen wir die dritte Ebene des vernetzten Unternehmens an. Um sich von Hierarchie und Prozessen hin zu Autonomie und Kreativität zu bewegen, bedarf es im Unternehmen einer neuen Führungskultur. Ganz konkret bedeutet dies zum Beispiel, dass Teams weniger Kontrolle unterliegen, dafür Kommunikation und Zusammenarbeit und schlussendlich Agilität gefördert werden. Gelingen kann das u.a. mit alternativen Zielvereinbarungskonzepten, in denen nicht das Individuum eine persönliche Zielvereinbarung hat, sondern stattdessen das gesamte Team.

Weitere Möglichkeiten und Techniken, wie man im Unternehmen 2.0 Vernetzung nutzen und fördern kann, möchten wir am 1. Oktober vorstellen und gemeinsam mit den Teilnehmenden erarbeiten. Als SYNNECTA fragen wir dabei vor allem aus der Sicht von Menschen, Gruppen, Organisationen. Welche Auswirkungen – neben den bereits genannten – hat die Vernetzung in und für Unternehmen? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, um diese erfolgreich zu nutzen und zu bewältigen?

Zusätzliche Information und viele inspirierende Eindrücke wird uns dabei die besondere Location des raum13 geben, inmitten von Kunst, Medien und dokumentierter Zeitgeschichte. Wir freuen uns und sind gespannt auf einen arbeits- und erkenntnisreichen Tag.

Andreas Lindner

Neue Führung für eine neue Welt – Über die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen

Überall entsteht Neues!

Kraftvoll entwickeln Menschen Lösungen. Möglichkeiten eröffnen sich. Zukunft entsteht. Wissen ist weithin zugänglich. Spirituelles Bewusstsein erwacht. Viele Durchbrüche gelingen, weil Menschen Verantwortung für ihr Glück übernehmen und sich von der Widersprüchlichkeit, der Komplexität, der Unsicherheit der herrschenden Verhältnisse nicht entmutigen lassen. Weltweit gehen Menschen auf die Suche nach Sinn und übernehmen initiativ Verantwortung für die Erde. Sie finden Gleichgesinnte in der direkten Nachbarschaft, regional und in der digital vernetzten Welt, greifen Ideen auf, teilen Erfolge, beteiligen sich an Initiativen, stellen Ressourcen zur Verfügung, erfinden und realisieren.

Es gibt gleichzeitig sehr konkrete Herausforderungen, die bewältigt und dringende Fragen, die beantwortet werden wollen. Fragen zu Themen der Friedensicherung, Umweltschutz, Ernährung, Gesundheit, Mobilität, Energie, Wirtschafts- und Finanzpolitik. Und dies, während es gerade heftig auf der Welt wütet. Geopolitische Machtkämpfe und Kriege, Naturkatastrophen und Epidemien, Terrorismus, Finanz- und Wirtschaftskrisen, Bevölkerungsexplosion, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, Hunger und Unterernährung in großen Teilen der Welt, Obesitas und tödliche Zivilisationskrankheiten in den Wohlstandsgesellschaften, Artensterben, Klimawandel und andauernde Überschreitung der natürlichen Belastungsgrenzen der Erde.

Wir befinden uns in einer entscheidenden Übergangsphase. Unter der sichtbaren Oberfläche der gegenwärtigen Verhältnisse, die von unzähligen Krisen und Dramen erschüttert und aufgelöst wird, entwickelt sich gleichzeitig in teils zaghaften teils kraftvoll selbstbewussten Versuchen Neues. Den innovativen Kräften stehen in dieser, wie in jeder Transformation starke, beharrende Kräfte gegenüber. Und es gibt viele Dynamiken, die die Entwicklung antreiben und unsere Zukunft weiter prägen werden. Globalisierung, Digitalisierung und Beschleunigung, Urbanisierung, demographischer Wandel, um nur einige Stichworte zu nennen.

Nur, wenn wir uns einmal versuchsweise aus der Enge der unmittelbaren Betroffenheit erheben, kann der Blick frei werden auf die großen grundsätzlichen Fragen, die visionäre und strategische Gestaltung einer zukunftsfähigen Moderne. Schauen wir aus der Höhe oder der Ferne und Fülle des Kosmos auf die Erde, werden die großen Entwicklungslinien sichtbar. Wir, die gemeinsam die Erde als Lebensraum, als Heimat teilen, gehören zusammen und sind verbunden. Dies ist die erste grundlegende Wahrheit.

Aus dieser Verbundenheit und Verantwortung für den gemeinsamen Lebensraum und die zukünftigen Generationen erwachsen Entwicklungen, entstehen Initiativen und Projekte, die sich mutig als Vorboten einer zukünftigen Gesellschaft und zukünftigen Wirtschaftens lesen ließen. Allverbundenheit und Verantwortung, Transparenz und Demokratisierung sind Wesensmerkmale der vielfältigen Entwicklungen.

Die Innovationen und Alternativentwürfe bilden sich gleichzeitig mehr und mehr jenseits der traditionellen Systeme heraus. Der Bürger wartet nicht mehr darauf, dass Politik oder Industrie sich in Richtung ihrer Erwartungen entwickelt, sich handlungsfähige Mehrheiten bilden und langwierige Beschlussfassungen und mühsame Umsetzung von Minimalkompromissen ereignen, sondern übernimmt initiativ die gestaltende Verantwortung für ihm wichtige Themen im unmittelbaren Umfeld, versammelt Gleichgesinnte um sich über soziale Medien und nutzt, wo nötig alternative Finanzierungsmöglichkeiten, wie Crowdfunding.

Es gibt eine überwältigende Zahl an Beispielen dafür, wie sich unser Leben aktuell gravierend und rasant verändert und wie kreativ Menschen damit umgehen.

Wir werden mehr!
Das Wachstum der Weltbevölkerung ist eine von vielen Veränderungen. Die Prognosen variieren nur in der Ausprägung, bestätigen aber alle die Tatsache. Die UN z.B. prognostiziert ein Wachstum von 7,2 Mrd. Weltbewohnern im Jahr 2014 auf über 12 Mrd. innerhalb der nächsten 80 Jahre. Wie wird Lebensraum für die Vielen gestaltet, wie lässt sich ihre Ernährung sichern.

Wir werden älter!
Die Lebenserwartung, besonders in der westlich zivilisierten Welt nimmt weiter zu, und jedes dritte im Jahr 2012 geborene Baby, darf damit rechnen, über 100 Jahre alt zu werden. Werden Menschen bis ins hohe Alter arbeiten, um ausreichendes Einkommen zu generieren, oder wird es völlig neue gesellschaftliche Verträge geben.

Wir werden Städter!
Immer mehr Menschen ziehen in die Städte. Riesige Metropolen entstehen, wenn im Jahre 2030 5 Mrd. Menschen in Städten wohnen werden. 2,5 Mrd. mehr als im Jahr 2010. Die Städte selbst und das Wohnen verändern sich. Autofreie Wohnsiedlungen, Wohnkomplexe mit einem hohen Anteil an Gemeinschaftsräumen, preiswerte und nachhaltig konzipierte Häuser, wie z.B. das »Happy and Cheap« Haus in Schweden. Gemeinschaftsgärten entstehen im stadtnahen Umfeld und auf Balkonen gedeihen Nutzpflanzen. Urban Gardening nutzt städtische Flächen sinnvoll. Die Städte werden grün.

Recycling und das Teilen und Tauschen von Auto, Kleidung, Essen, technischem Equipment und spezifischen Kompetenzen gibt es bereits vorbildhaft. Der Verkehr ändert sich, alternative Antriebssysteme, wie Elektromotor, Brennstoffzelle und andere, oder vollautomatisiertes Autofahren sind dabei nur zwei Entwicklungslinien des Fortschritts. Die Freigabe aller Patente durch Tesla und die Einladung an die gesamte Branche, diese zu nutzen, läutet neue Formen der Kooperation ein und wird Fortschritte beschleunigen.

Die Ernährung ändert sich. Menschen wollen die Realitäten von Massentierhaltung, Legebatterien nicht mehr ignorieren. Die Bedeutung der Ernährung für die eigene Gesundheit und Wohlbefinden findet mehr Aufmerksamkeit. Nahrung beginnt, die beste Medizin zu werden. Die Zahl der Menschen, die aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichten wächst weltweit und stetig. In einem weiten Vorgriff zeichnet sich die Entwicklung hin zu einer Gesellschaft ab, die sich vegetarisch oder vegan ernährt. Die Auswirkungen für die Viehzucht und für die gesamte Fleischindustrie werden in jedem Falle kräftig sein. Und es wird für Unternehmen wichtig sein, nicht nur den Blick hinaus auf die Kunden und Konsumenten zu richten, sondern auch nach Innen, wo sich dieselben Prozesse vollziehen. Wie werden Unternehmen z.B. konkret die Essensangebote in ihren Kantinen verändern, um den Ansprüchen der Mitarbeiter an gesundes Essen ohne tierische Eiweiße zu genügen.

Digitalisierung
Die Entwicklung der maximalen Ausschöpfung der Möglichkeiten des mobilen Internets wird beschleunigt weitergehen. Die Armbanduhr, die meinen Puls, meine Bewegungen, meine Kalorienzufuhr misst und mir wichtige gesundheitsrelevante Hinweise zur Verfügung stellt oder Linsen, die nicht nur als Sehhilfen fungieren, sondern gleichzeitig den Blutzuckerspiegel kontrollieren und Diabetikern lebenswichtige Informationen liefern, sind konkrete Beispiele für das Potential der »Wearables«. Damit ist allerdings nur ein Tor aufgestoßen für sehr viel weitergehende Anwendungen.

Die Armbanduhr, mit der ich bargeldlos bezahle, hat sehr konkrete Auswirkungen auf eine ganze Industrie, denn es ist abzusehen, dass nur am Beginn dieser Innovation ausgewählte traditionelle Banken und Finanzdienstleister für die Hintergrundprozesse gebraucht werden und in Zukunft auch diese überflüssig werden könnten.

Durch die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung, die sich im »Internet der Dinge« oder Industrie 4.0 manifestieren, entsteht nicht nur ein erheblicher Innovationsdruck auf die Unternehmen, sondern wird mehr und mehr Arbeit automatisiert. Damit wird wahr, was Meynard Keynes schon 1930 beschrieben hat, nämlich, dass der technische Fortschritt eine kontinuierliche Steigerung der Produktion pro Arbeitsstunde ermöglichen wird und Menschen zukünftig immer weniger arbeiten werden, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Aber was werden die Menschen in der gewonnenen Zeit tun und wie werden Einkommensfragen geregelt sein?
Sharing Portale blühen auf. Eine Internetplattform wie Airbnb bringt Kurzzeitvermieter von Schlafmöglichkeiten (Couch Surfing) und Interessierte weltweit zusammen. Airbnb ist es gelungen, obwohl erst seit 2008 online, die größten Hotelketten an weltweiten Übernachtungen bereits 2014 zu übertreffen.

Generationsunterschiede werden sich auswirken. Dominierten in 2010 noch die Baby Boomer die arbeitende Bevölkerung und besetzen auch aktuell noch die meisten »Machtpositionen«, so werden die jüngeren Generationen zügig mehr Einfluss gewinnen und die Generation Y in 5 Jahren bereits die Mehrzahl der arbeitenden Bevölkerung stellen. Die Gen Y hat klare Vorstellungen von ihrem Leben. Sie fragen sich sehr genau, wozu sie arbeiten! Sie suchen Sinn, Spaß und auch die Arbeit muss diesen Kriterien genügen. Sie kämpfen weniger gegen, sondern tun einfach. Sie werden Vegetarier aus Protest gegen die Massentierhaltung, organisieren aber keine Demonstrationen. Sie kaufen bewusst Bio-Produkte und nutzen Fairtrade. Familienpolitische Modelle, wie Elternzeit werden intensiv genutzt; die Homo-Ehe ist für sie selbstverständlich, ohne andere dazu bekehren zu wollen. Sie sind extrem gut informiert und vernetzt. Sie haben hohe Ansprüche an Führung und die Werte des Unternehmens.

Führung muss sich jenseits einer zugeschriebenen Rolle immer wieder neu legitimieren. Autorität hat nur, wer inhaltlich überzeugt. Freiräume, Verantwortung und regelmäßiges Feedback und leistungsgerechte Vergütungssysteme sind nötig, um diese Generation zu motivieren und im Unternehmen zu halten. Da Führung die höchste Bedeutung für die Motivation von Menschen in Organisationen zukommt, entsteht ein akuter Handlungsbedarf zur bewussten und aktiven Entwicklung der Führungskultur. Es sind die Vertreter der Gen Y, die ohne Vorwarnung das Unternehmen verlassen, wenn Wertekonflikte entstehen oder Ansprüche an Führung nicht erfüllt werden. Auch die Ansprüche an flexible Arbeitszeiten und attraktive Arbeitsmodelle, sowie ästhetische Raumkonzepte sind hoch. Sie leben einfach, was heute möglich ist und weisen uns damit in die Zukunft. Es wird auch diese Generation sein, die unsere Zukunft maßgeblich gestalten wird.

Ressourcen werden mehr und mehr geteilt, im Privaten, wie in der Industrie. Es gibt längst gemeinsame Plattformen in der Automobilindustrie, aber sinnvolle Kooperation findet an vielen Stellen statt, so auch in der Logistik, wo es geschieht, dass Wettbewerber sich den Platz im LKW teilen. Sie reduzieren damit Kosten und Speditionen müssen ihre Fahrzeuge nicht halbleer über die sowieso schon verstopften Straßen schicken.

Alternative Energien, Wasser-, Wind- und Solarenergie setzen sich durch. Die konkreten Auswirkungen dieser Trends lassen sich am Beispiel des Radikalumbaus des größten Energieunternehmens in Deutschland deutlich ablesen. Geschäftsmodelle werden auf den Prüfstand gestellt.

Ein patientengeführtes Gesundheitswesen entsteht und die Integration alternativer Medizin hat sich schon beinahe vollzogen. Der Wandel hin zu einer vorbeugenden, ganzheitlichen Medizin wird die Curricula der heutigen universitären Ausbildung, sowie die Praxis der Mediziner verändern.

Nachhaltigkeit ist das Prinzip, das auf viele Lebensbereiche gravierenden Einfluss ausübt. Die Sehnsucht vieler Menschen nach gesundem Leben in einer gesunden Umwelt, hat die Unternehmen bereits jetzt nachdrücklich verändert. Es gibt kein Unternehmen, das den Aspekt der Nachhaltigkeit nicht in irgendeiner Weise berücksichtigt. Über Nachhaltigkeitsindizes werden Fortschritte gemessen und Vergleichbarkeit der Unternehmen in diesem Aspekt möglich. Gleichzeitige Gültigkeit von drei unterschiedlichen Erfolgsdimensionen prägen das Bild (Planet, People, Profit). Allerdings bleibt das Geschäftsmodell, das Schwungrad des wirtschaftlichen Handelns meistens dennoch unverändert. Es wird auf Top und Bottom Line geschaut und auf Wachstum gesetzt.

Hier greift ein sich veränderndes Konsumverhalten kraftvoll ein und wird die Unternehmen und das aktuelle Wirtschaftssystem herausfordern.

Bis heute stimulieren Unternehmen sehr aktiv den Konsum. Zu einem Teil tun sie dies durch bahnbrechende Innovationen, die schon Schumpeter als die wesentlichen Treiber einer funktionierenden Marktwirtschaft sah und attraktive Produkte. Zugleich aber setzen sie auf verführerische Werbung, die zu Kaufimpulsen führt, unabhängig davon, ob der Konsument das Produkt wirklich benötigt oder nicht. Je mehr gekauft wird, desto mehr kann produziert und verkauft werden. Verstärkt wird dies noch durch die künstliche Begrenzung der Lebensdauer von Produkten, wie z.B. die Lebensdauer der Glühdrähte in Glühbirnen, die schon seit 1924 auf Betreiben der Industrie begrenzt war. Dies befeuert ein Wachstumssystem, das Überflüssiges entstehen lässt, überflüssigen Konsum anfacht und neben den Umweltbelastungen der Produktion, Bewerbung und Verkauf auch mit dem Produkt selbst »Abfall« generiert, der schnell wieder entrümpelt und entsorgt werden muss, um Platz für die nächsten Neuanschaffungen zu machen.

Es ist zudem ein System, das Menschen durch das Stimulieren von Sehnsüchten unter Druck setzt. Statuskonsum entsteht. Das neue Auto, die neuste Technologie, das neuste Gadget werden noch attraktiver, weil der Freund oder Nachbar es auch schon besitzt, und wenn ich es unbedingt haben muss, um dazu zu gehören, kann ich es leicht mit den Finanzierungsangeboten der Hersteller oder Banken auf »Pump« kaufen. Damit wird die Arbeit zum Mittel, Konsum zu ermöglichen oder Schulden abzubauen. Nachweislich zunehmende Verschuldung der Privathaushalte, Überlastung und Burn-Out sind der Preis für eine Arbeit auf solch einer Grundlage. Ein Kreislauf, der beginnt, hohl zu drehen. Menschen beginnen, diesem Zwangskonsum unnötiger Produkte zu entfliehen und dem Sog des »Mehr und des Neuen« zu entkommen und berichten von einer unmittelbar befreienden und entspannenden Wirkung. Die Sicht auf die Grundbedürfnisse wird frei. Die Folgen sind, dass wir weniger konsumieren werden, weil wir die Dinge nicht wirklich brauchen, weniger konsumieren werden, weil wir teilen, weniger konsumieren werden, weil wir Geräte wieder reparieren.

Die Veränderung der Einstellung zu Konsum, die Überwindung von Statuskonsum und die Besinnung auf das wirklich Notwendige, werden gravierende Folgen für die aktuell herrschende Wirtschaftslogik und die Geschäftsmodelle der Unternehmen bedeuten. Auch, wenn Unternehmen in ihren Strategien bereits den Weg in eine neue Balance von Produkt und Service beschreiten, wird dies alleine die Auswirkungen kaum auffangen können.

Die Fixierung auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP/GDP) und Wirtschaftswachstum löst sich auf. Es gibt vielfältige Versuche, das auch in der Wirtschaftswissenschaft kritisch diskutierte BIP zu ergänzen oder zu ersetzen. Eine Initiative der OECD mit dem Titel »Beyond GDP« versucht, bisher ohne große Wirkung, unterschiedliche Ansätze zusammen zu bringen. Gleichwohl entstehen umsetzbare, alternative Entwürfe für die Postwachstumsökonomie, die zum Teil, wie die »Gemeinwohl-Ökonomie«, der sich seit 2010 mehr als 1000 Unternehmen angeschlossen haben, eine zunehmende Zahl von Anhängern finden.

Überall finden sich Keime für eine neue Realität. Neben Gemeinwohlökonomien sind es Genossenschaften in Solar- und Wohnungsprojekten, Share- und Repair-Plattformen, Menschen, die Gegenstände umnutzen, reparieren, teilen und tauschen, die das Wohnzimmer ihres Nachbarn renovieren, um dafür die eigene Homepage eingerichtet zu bekommen, Recyclingbörsen, Korporativen, Kuhaktien, Crowd-Funding, Open-Source-Projekte dienen als Beispiele für die vielen neuen Wege, die erfolgreich gegangen werden.

Die Fülle der Einzel- und Gruppeninitiativen und der Grad der Akzeptanz und Unterstützung ist mittlerweile in einer Weise angewachsen, dass sich dies nicht mehr nur als Außenseiterphänomene beschreiben lässt. Es geschieht nicht mehr am Rande der Gesellschaft. Daher gilt es für visionäre Unternehmer und Führungskräfte, sich vor diesem Hintergrund mutig mit der Zukunftsfähigkeit des eigenen Unternehmens auseinander zu setzen.

Sind wir auf diese Entwicklung vorbereitet?
Ist unser Unternehmen und sind wir als Führungskräfte darauf vorbereitet, wenn diese genannten Entwicklungen und die vielen realisierten neuen Lebensweisen als unser aller zukünftige Realität gedacht werden, weil sie aus der Sehnsucht des modernen Menschen, sein Leben grundlegend »neu« zu gestalten, entstanden sind?

Und es gilt auch hier: Nur, wenn wir uns einmal versuchsweise aus der Enge der unmittelbaren Betroffenheit erheben, kann der Blick frei werden auf die großen grundsätzlichen Fragen, die visionäre und strategische Gestaltung der zukunftsfähigen Unternehmen.

Überprüfung des Unternehmens angesichts der möglichen radikalen Veränderungen der Gesellschaft auf dem Weg in eine zukunftsfähige Moderne bedeutet, sich mit grundlegenden Fragen zu beschäftigen und in einen ergebnisoffenen Dialog einzusteigen.

Der SYNNECTA Zukunftscheck bietet die Möglichkeit, diese Fragen in einem geschützten Rahmen zu beantworten.

Einige Themenbereiche und Fragen, die zu berücksichtigen sind. Überprüfung der Vision und des Selbstverständnis des Unternehmens. Wozu braucht die Welt uns? Was ist unser besonderer Wertbeitrag für unsere Stakeholder? (Mitarbeiter und Mitwirkende, Kunden, Konsumenten, Partner, Investoren, Gesellschaft)

Produkt- oder Leistungsportfolio
Haben wir ein Produkt oder eine Dienstleistung mit Zukunftspotential? Wie wird sich unsere Industrie entwickeln, wird sie in 5 oder 10 Jahren noch Bestand und Berechtigung haben? Welche Einflüsse könnten auf die Entwicklung einwirken?

Agieren wir in allem, was wir tun, nachhaltig? Wie nutzen wir die technologischen Möglichkeiten (Vernetzung, soziale Medien und Internet der Dinge) um unser Geschäft zu unterstützen? Haben wir die Kompetenzen und Haltungen entwickelt um uns in der digitalen Arbeitswelt sicher zu bewegen? Schöpfen wir die digitalen Möglichkeiten souverän aus, um vernetzt und wirkungsvoll zu arbeiten?

Haben wir uns in einer Weise organisiert, eine Struktur entwickelt, die beweglich genug ist, um Ideen und Wissen zu teilen und Zusammenarbeit zu fördern? Wie erfolgreich leben wir Zusammenarbeit? Beziehen wir auch Partner außerhalb unserer Unternehmensgrenzen wertschätzend, partnerschaftlich und integrierend ein? Sichert unsere Unternehmens- und Führungskultur aktive Beteiligung, Initiative und Verantwortung? Wird sie den Anforderungen der jungen Generationen gerecht und kann gleichzeitig die Erfahrung der Älteren nutzen? Wodurch fördert unsere Kultur Vertrauen, Spaß und Freude? Inwieweit können flexible Arbeitsmodelle und attraktive Raumkonzepte unseren Erfolg unterstützen?

Inwieweit nutzen wir Diversität und Inklusion, um das ganze Potential unseres Unternehmens optimal zu nutzen?

Es lohnt sich, diese grundlegenden Fragen auf den eigenen Kontext zu beziehen und voraus zu denken. Wie ist mein Unternehmen aufgestellt, wir als Führungskräfte vorbereitet, diese große gesellschaftliche Transformation aktiv und souverän mit zu gestalten?

Jörg Müngersdorff