Warum Agilität und Diversity zusammengehören, Teil 2

Bevor wir verrückt werden

Menschen mit agilem und dynamischen Mindset sind in der Lage, schnell und flexibel zu reagieren. Sie sind offen gegenüber anderen Menschen und neuen Ideen. Sie sind überzeugt, dass Veränderungen möglich und nützlich sind, und warten nicht auf den nächsten Befehl von oben, sondern handeln intrinsisch und proaktiv. Herzlichen Glückwunsch.

Klingt einfach – ist es aber nicht. Die Einführung agiler Organisationsmodelle geht mit mehr einher, als »nur« mit »neuem« Verhalten der Mitarbeitenden. Die eigene Haltung, das ganze System, die Führungsdenke, die Art und Weise sind berührt. Die Kultur.

Zwei unheimliche Settings aus dem Alltag: Die hochmotivierten Agilen sind vereinzelt da, aber sie potenzieren sich nicht, weil das System veränderungsresistent ist. Aus Angst oder Bequemlichkeit lässt sich kein anderer von der Proaktivität anstecken. Oder, das System wird organisatorisch verändert, eine Methode nach der anderen wird eingeführt, aber niemand hinterfragt das eigene Mindset.

Gleich welche Version nun bekannt vorkommt, es kann im Wahn enden, dem Zustand des Hola-Crazy. Im neuen Leadership Report 2017 heißt es: »Nein, Hola-Crazy ist kein Tippfehler, sondern ein Fehler im Blickwinkel. Denn viele Unternehmen erhoffen sich durch Holacracy und andere agile Organisationsmodelle die Lösung ihrer Probleme – und werden dabei ganz verrückt.« Kühmayers These lautet, dass dazu künftig nicht weniger, sondern mehr Führung gefragt sei. Dafür fordert der Autor ein neues Denken in den Führungsetagen ein, »denn Umstrukturierungen dürfen nicht nur an den Mitarbeitern hängen, sondern müssen vor allem von Top-Managern gelebt werden« (vgl. Franz Kühmayer, Leadership Report 2017, Zukunftsinstitut). #holacrazy #holacracy

Ok, bedeutet wohl, es muss an allen Rädchen gedreht werden, damit agile Organisationsmodelle wirklich gut wirken und nutzen. Eins dieser Rädchen ist, die Vielfalt im Unternehmen zu nutzen. Meine These: Nur wer die Diversität in der Gruppe kennt, wertschätzt und nutzbar macht, kann wirklich agil sein und arbeiten. Damit ist es ein System-, Kultur-, Führungs-, und ein individuelles Thema. Bezüglich beidem (Agilität und Diversity) müssen den Menschen in der Organisation ähnliche Fragen gestellt werden. Es betrifft eine bestimmte Sache: das gemeinsame Lernen.

Der bunte Haufen

In einer agilen Organisation sind flexible und cross-funktionale Teams, also heterogene Konstellationen, normal. Heterogenität an sich ist nicht neu in Organisationen, denn Menschengruppen sind eigentlich immer heterogen. Auch in vermeintlich homogenen, einheitlichen Firmen lassen sich vielfältige Menschen und Lebenswelten entdecken, wenn man nur will und dies zulässt. Und wiederum: »Alle wollen individuell sein, aber wehe jemand ist anders.«

Im Diversity Management (DiM) ist neu: die soziale Norm, das Wahrnehmen und Benennen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, und wie dieser Zustand bewertet wird. Neu ist auch, dass die Heterogenität entlang bestimmter Dimensionen sichtbar gemacht werden kann (z.B. soziale Herkunft, Alter, sexuelle Orientierung, ethnische Zugehörigkeit, Gender/Geschlecht, körperliche und psychische Ability, Job Level).

Es geht nicht darum, Menschen als einen bunten Haufen zu betiteln und sich dann glücklich zu schätzen. Diversity Management heißt nicht, (die längst bestehende) Heterogenität als bunt und divers zu deklarieren. Im Diversity Management wird Andersein, anders als die Mehrheitsgruppe, erlaubt und gefördert. Die Dominanzkultur wird in Frage gestellt, marginalisierte Gruppen werden explizit angesprochen und sichtbar gemacht.

Die demografisch und kulturell bedingte Heterogenisierung in der Gesellschaft macht sich auch unter den Menschen im Unternehmen bemerkbar. Allerdings reicht die Beschäftigung von einigen Fachleuten zur Nutzung deren »ExpertInnenwissen« nicht aus, um mit den Herausforderungen einer globalisierten Welt adäquat umzugehen. Vielmehr bedarf es einer generellen Erhöhung der Kompetenz im Umgang mit diversen Kulturen, mit beruflichen und persönlichen Hintergründen, mit individuellen Lebensstilen – durch die bewusste Auseinandersetzung aller Menschen. Diese Kompetenz ist erlernbar, es heißt »Diversity-Lernen«.

Diversity-Lernen und Agility-Lernen

Bei der Gestaltung eines solchen Diversity-Lernens kommt es auf die Bedingungen und Voraussetzungen im System an. Zentral sind in diesem Zusammenhang diese Fragen: »Auf welche Unterscheidungen (im Sinne der Diversity-Dimensionen) will das System rekurrieren? Welche sozialen Differenzen bzw. Differenzierungen werden dabei manifest/bewusst? Diversity-Lernen heißt in diesem Rahmen: Entscheidungs- und Differenzkonstrukte, Bias-Konstrukte, Vorurteile, Überzeugungen und Einstellungen im Prozess ihrer Herstellung und Erzeugung beobachten und hinterfragen zu können, ohne dadurch in der eigenen Handlungsfähigkeit stark oder dauerhaft beeinträchtigt zu sein« (Verena Bruchhagen 2007: 6).

Lernprozesse brauchen Zeit und ein wertschätzendes Klima. Bedenken und Vorurteile gegenüber der Gruppe »der Anderen« müssen abgebaut werden. Die Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, der potentiell Fremden, selbst wenn es ChefIn oder ArbeitskollegIn ist, bedeutet auch die Auseinandersetzung mit dem Selbst: Wer bin ich, im Verhältnis zum Anderen – eine spannende und herausfordernde Frage, die auch im Agilen Team gestellt werden muss.

Kostspielige Recruiting/PE-Instrumente sind nicht zwangsläufig nötig, um Diversity ins Unternehmen zu holen. Viele Dimensionen sind längst Realität, sie müssen »nur« sichtbar und nutzbar gemacht werden. Ein Beispiel: Die digitale Transformation soll vorangetrieben werden, parallel werden agile Arbeitsformen eingeführt, um die Produktentwicklung zu beschleunigen. Im Zuge dessen wird die Organisation entlang der Diversity-Dimension »Alter« analysiert. Unterschiedliche Generationen haben unterschiedlichen Zugang zur digitalen Welt, so die These, und können voneinander lernen. Die Zugehörigen der Generation Y benötigen als Digital Natives keine persönliche Transformation und sind daher unentbehrliche MultiplikatorInnen für die Generation der sogenannten Digital Immigrants. Umgekehrt sind die Älteren unentbehrlich, weil es um Weitergabe von langjährigem Fach- und ExpertInnenwissen geht. Wichtig ist, dass die Wissensressourcen nicht ungenutzt koexistieren, sondern Lernprozesse, die miteinander gestaltet werden in denen man konstruktiv »voneinander« (formell und informell) lernt (vgl. Gerpott und Voelpel, 2016).

Denkbar ist auch, eine andere Diversity-Kategorie zu nutzen. So könnte nicht das Alter (jung/alt) als Ausgangslage der Lernsituation gelten, sondern die Lerngruppen werden entlang der Kategorie der Erfahrung, also des »Grades an Digitalisierung« zusammengestellt, abgefragt durch Selbsteinschätzung. Gleich welche Variante, die Diversität wird strategisch genutzt, um agil arbeiten zu können. Die Diversity Awareness des einzelnen ist eine notwendige Voraussetzung, wenn agile und crossfunktionale Teams funktionieren sollen.

Diversity-Lernen passiert auf organisationaler Ebene, wenn ein »Diversity Management« als gesamte Strategie implementiert wird. Organisationen, die agil arbeiten wollen, können gezielt diverse Teams aufbauen, entlang vorher festgelegter Diversity-Dimensionen. Denn Diversität steigert die Innovationsfähigkeit des Systems. #inclusion #genderequality #femaleempowerment #agediversity #culturaldiversity #sexualdiversity #unconsciousbias #scrum #designthinking

Ermöglichen heißt das Zauberwort

Agilität und Diversität bedeuten Wandel auf verschiedenen Ebenen. Nur in einer vertrauensvollen Situation wird aus Fehlern gelernt und nur dann können gängige Bewertungsmuster verändert werden. Ziele von agilen Arbeitsformen sind Innovation und schnelle Anpassungsfähigkeit, und das kann beides nur erreicht werden, wenn Multiperspektivität ermöglicht und gemanagt wird. Das viel beschworene agile Mindset ist keine Maske, die man sich schnell überstreift. Sondern ein agiles Mindset zeigt sich durch Sozialkompetenzen wie Ambiguitätstoleranz, Flexibilität, Offenheit. Die Menschen müssen bereit sein, verschiedene Perspektiven einzunehmen, neue Wege zu gehen, andere als die bisher gewünschten, in unbekanntem Terrain. Je mehr Perspektiven (durch gezieltes DiM) schon im Raum versammelt ist, desto höher ist die Chance, dass agil und flexibel gestaltet wird.

Ambiguitätstoleranz (also die Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten und Unterschiede auszuhalten oder besser, diese zu akzeptieren), gilt als ein Merkmal von Diversity Awareness. Sie ist ebenso unabdingbar für das agile Mindset. Wenn diese Fähigkeit fehlt, reagieren Menschen auf mehrdeutige und oft unkontrollierbar erscheinenden Situationen im agilen Setting mit linearem Denken. Sie verfallen in starre, alte, tradierte Muster, also dem Gegenteil von being agile und konstruktivem Diversity-Lernen.

Führung muss »empowern« und »enablen«, wie es so schön heißt. Auch wenn die Situation VUCA ist. Oder gerade weil. Leadership und Hierachie bekommen neue Bedeutungen, denn autonomes und selbstorganisiertes Arbeiten sollen normal werden. Agile Organisationsmodelle und DiM gehen einher mit einer Führungsdenke, die Proaktives begrüßt und zulässt. Der Spirit verändert sich, Grenzen werden aufgelöst und neu definiert. Wer bin ich, im Verhältnis zum Anderen.

Was brauchen wir? Reicht Wertschätzung?

»Agilität« sollte nicht als Selbstzweck fungieren, ein schneller Zug, auf den wir gezwungen werden, aufzuspringen, oder dazu herhalten, um Schludrigkeiten oder Chaos zu erklären. Diversität sollte als Phänomen wahrgenommen und eingeordnet werden, das schlichtweg die Realität beschreibt. Nur entfernt vom kurzlebigen Hype-Dasein, können agile Methoden als Konzept/Arbeitsmodus/Haltung (doing und being) einen sinnhaften Charakter erhalten.

Agile Arbeitsmodelle sind in manchen Situationen nutzlos, und lösen Hola-Crazy aus. Wenn sie aber sinnvollerweise eingeführt werden, weil sie nachweislich innovativ wirken, dann muss auch auf Diversität geachtet werden. Agile Transformation \ braucht Innovation und agiles mindset \ braucht Offenheit für Diverses \ weil diverses zusammmenkommt \ Vielfalt ermöglicht Innovation.

In Zeiten des Wandels, so heißt es, müsse man »inspirieren, ermutigen, befähigen«. Damit sich möglichst viele Menschen inspiriert, ermutigt und befähigt fühlen, braucht es viele unterschiedliche Vorbilder, in Führung und in der Organisation insgesamt. Mit Offenheit ist nicht gemeint: absolute Toleranz. Denn, wer offen für alles ist, ist auch nicht ganz dicht. Sondern, unter der Voraussetzung des Teilens humanistischer Werte ist damit gemeint: Wertschätzung von Unterschieden, und Anerkennung des Menschen in dessen Individualität und Anderssein. Hire people who value people.

Die Kraft zum Umdenken speist sich daraus, dass Menschen einen Sinn darin sehen, dass andere Menschen gleichberechtigt sind in ihrem Dasein und in ihrer kreativen (Arbeits-)kraft. Diversity Awareness und Sozialkompetenzen wie die oben genannten sind nicht angeboren. Sie müssen erlernt werden – eine Leistung, die auf Emotionen, Verstand und hoffentlich auch Vernunft basiert. #leadingdiversity #agileleader

Hanna Göhler

Literatur:

  • Gerpott/Voelpel. Generation X, Y, Z?
    Intergenerationale Lernprozesse in Unternehmen als Instrument der Personalentwicklung

    in: Genkova Hg., Handbuch Diversity Kompetenz, Springer, 2016.
  • Bruchhagen. Diversity – Lernen
    in: Iris Koall; Verena Bruchhagen; Friederike Höher (Hg.)
    Diversity Outlooks, Hamburg: LIT, 2007.

Vertikal/Horizontal

In fast allen Change-Projekten oder Organisationsentwicklungsreisen stoßen wir an die Barrieren der vertikalen Organisation – sie begrenzt die Energie der horizontalen Netzwerke, in der fast alles Wissen der Organisation gespeichert ist. Immer wieder scheitern horizontale Ansätze am Primat der Vertikalen, der hierarchischen Verfasstheit der Unternehmen.

Dem Festhalten an diesem Primat der Vertikalen liegt ein tiefer Glauben zu Grunde, nur so ein Unternehmen führen und kontrollieren zu können. So glauben Unternehmen weiterhin an Ausleseprozesse und versuchen eine Führungselite zu bilden – die aber ist immer eine alte Elite, ist immer von gestern. Das war in der Vergangenheit, als die Entwicklung der Märkte, die Entwicklung der technischen Möglichkeiten, die Entwicklung der Bedürfnisse langsam waren, unproblematisch, jetzt aber in der dynamisch beschleunigten Welt, in der das Unerwartete stets schon am Horizont wartet, ist es eine Blockade. Diese Blockade zu überwinden wird eine der Aufgaben der Zukunft sein.

Für die Übergangszeit wird es wohl nötig sein, dem Horizontalen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, den in der Breite der Organisation verborgenen Clustern Stimmen zu geben. Urban gardening war die erste gelebte Metapher für diese Situation: Menschen gestalteten jenseits behördlicher Betreuung den Stadtraum, nahmen ihn in Besitz, Durchwegung ist die aktuelle Metapher, Wege durch die Stadt jenseits der Straßen- und Verkehrsplanung. Hier liegen die Zugänge für das Wissen und Können der Zukunft. Nicht mit dem Umzeichnen der Organigramme wird eine Organisation flacher, sondern durch durchwegtes Gespräch, der Schaffung anderer Begegnungsräume – seien sie analog oder digital.

Rüdiger Müngersdorff

Führungstraining

Führungstraining – einmal nicht in ein Programm gepresst, sondern ein freier Austausch zwischen Menschen in Verantwortung. Sie fragen nach Orientierung jenseits der unternehmenseigenen Leitlinien. Es ist eine Gruppe asiatischer Führungskräfte. Wir lesen Abschnitte aus Max Webers Vortrag von 1919 »Politik als Beruf« und übertragen es auf Führungskräfte – ersetzen das Wort Politiker immer wieder durch das Wort Führungskraft. Wir verstehen unsere Aufgabe mit Webers bekannten Satz: »Man kann sagen, dass drei Qualitäten vornehmlich entscheidend sind für den Politiker (und wir setzen Führungskraft ein): Leidenschaft – Verantwortungsgefühl – Augenmaß.«

Es ist eine lange und intensive Diskussion und schließlich enden wir bei einem Satz Webers: »Einen ganz trivialen, allzu menschlichen Feind hat daher der Politiker (und wir ersetzen wieder Führungskraft) täglich und stündlich in sich zu überwinden: die ganz gemeine Eitelkeit, die Todfeindin aller sachlichen Hingabe und aller Distanz, in diesem Fall: der Distanz sich selbst gegenüber.« Am Ende frage ich mich, ob denn eine z.B. deutsche Führungsgruppe die Geduld und Offenheit hätte, einen solchen Text zu lesen und reflektierend auf sich selbst zu beziehen.

Führungstraining ohne Restriktion

Ein anderer Satz sorgte für Diskussion und intensivere Selbstreflexion – bei manchem mit dem Ergebnis, zwar ein guter Manager sein zu können, aber wohl doch nicht ein »Leader«. Max Weber in Politik als Beruf: »Nur wer sicher ist, dass er nicht daran zerbricht, wenn die Welt, von seinem Standpunkt aus gesehen, zu dumm oder zu gemein ist für das, was er ihr bieten will, dass er all dem gegenüber: ›dennoch!‹ zu sagen vermag, nur der hat den ›Beruf‹ zur Politik.« Politik hier wieder durch Leadership ersetzt.

Eintauchen in den offen vor uns liegenden Bildungsschatz bringt für die eigenen Selbstbestimmung oft mehr als die zu häufig Marketing getriebenen Konzepte der Managementliteratur. Und ganz nebenbei sorgt die Tiefe der Diskussion ganz von selbst für ein offeneres und ein ehrliches Teamklima.

Rüdiger Müngersdorff

SYNNECTA Scrumt

Unser Backlog ist ganz schön voll. Die Sprints takten uns. Die User-Storys stehen, unsere Kommunikation ist in Prüfung.

Die Beraterinnen und Berater von SYNNECTA üben sich in Reflektion, Selbstorganisation und Innovation. Dieses Mal, indem sie an einer internen »Scrum«-Weiterbildung teilnehmen.

Unser Kooperationspartner Scrum Events hat diese Weiterbildung auf unsere Bedarfe hin extra maßgeschneidert. Wie gestalten wir unsere Arbeitskultur, wie erlebe ich die Aufforderung zum Change, ist agiles Arbeiten neu oder alt, wie funktionieren wir miteinander? Scrum ist empirisch, inkrementell und iterativ. Es erlaubt uns, Impulse zu haben und sie später zu prüfen, Fehler zu machen, sie zu verbessern, sich zu verändern. Schnell zu sein, nicht hektisch. Einander zuhören.

Die Übersetzung in die Beratungsarbeit erfolgt parallel und weiterhin. Agile Konzepte gehören längst zum Arbeitsmodus einiger Organisationen. Daraus gelebte positive Erfahrung zu machen und Erfolge zu feiern, ist in Teams oft noch neu oder sogar unbekannt. Wir können bestätigen, es ist nicht leicht, aber empfehlenswert sich damit zu beschäftigen.

Die Scrum-Erfahrung bekräftigt unsere These der diesjährigen SophiaWerkstatt: Agil sein kann nur, wer Inhalt, Ziel und sich selbst im Fokus hat.

Hanna Göhler

Pathfinder 2016 – Leading the Future – Berlin, 1. Mai 2016

SYNNECTA und die Pathfinder sind nun schon beinahe Tradition! Auch dieses Jahr waren wir am 1. Mai zusammen mit den CEO’s führender Unternehmen, inspirierenden Rednern und rund 800 Talenten von Allianz, Daimler, Siemens, Deutsche Bank, Deloitte und Techniker Krankenkasse in Berlin. Die CEO’s wählen einen Redner zu einem für ihn relevanten Thema aus und laden ca. 100 Talente aus dem eigenen Unternehmen ein, um den 1. Maifeiertag im intensiven Dialog zu Zukunftsthemen zu verbringen.

Joe Kaeser (CEO Siemens AG) hatte Dr. Jonas Ridderstraele, Autor des Buches Funky Business aus dem Jahr 2000 und Reenergizing the Corporation, How Leaders make Change Happen von 2008 eingeladen. Die Kulturen der erfolgreichen Unternehmen schaffen Räume, wo Kreativität sich entfalten kann und Risikofreude und Unternehmertum als prägende Werte sich entfalten. Die erfolgreichen Unternehmen sind hochinnovativ, schnell experimentierfreudig und heterachisch. Der Wandel von der hierarchischen Führung hin zu Selbstorganisation, der Abschied von der Orientierung nach oben hin zu lateraler Aufmerksamkeit waren nur einige der Einsichten, die Ridderstraele in lebendiger und unterhaltsamer Weise präsentierte.

Dieter Zetsche (CEO Daimler AG) hatte den renommierten Tänzer Eric Gauthier vom Theaterhaus Stuttgart mitgebracht, der mit dem Auditorium im Tempodrom zum Thema »Spirit« arbeitete bzw. tanzte. Gauthier brachte auf sehr überzeugende Art die Menschen in Bewegung und ins Schwingen.

Jürgen Fitschen (Co-CEO Deutsche Bank), deutlich entspannter als auf der letztjährigen Veranstaltung und seine letzten beiden Dienstwochen genießend, hatte die »Pferdeflüsterin« Linda Weritz eingeladen, die auf Pferde spezialisierte Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin aus Düsseldorf. Als leidenschaftliche und erfolgreiche Dressurreiterin hat Linda Weritz ein weltweit einzigartiges Trainingskonzept entwickelt, das die Natur der Pferde konsequent respektiert und würdigt und es möglich macht, Pferde auf diesem Weg völlig gewaltfrei auszubilden. Es war sehr deutlich, inwieweit sich die Prinzipien ihres Trainingskonzepts auf die Führung in Unternehmen übertragen lassen und welche entscheidende Bedeutung Empathie und Vertrauen im Führungsprozess besitzen.

Jens Baas (CEO Techniker Krankenkasse) führte den Informatiker und Künstler Prof. Jürgen Schmidhuber ein. Seine bahnbrechenden Forschungen haben die Idee der optimalen Zukunftsvorhersage aus bisher beobachteten Daten revolutioniert. Er beschäftigt sich mit maschinellem Lernen, neuronalen Netzen, Kolmogorow-Komplexität, Digitalphysik, Robotik, Kaum Komplexe Kunst und Theorie der Schönheit.

Mit der Gödelmaschine zur Lösung beliebiger formalisierbarer Probleme hat Schmidhuber einen extrem mutigen Wurf gewagt. Über einen asymptotisch optimalen Theoreembeweiser überschreibt die Gödelmaschine beliebige Teile ihrer Software, sobald sie einen Beweis gefunden hat, dass dies ihre zukünftige Leistung verbessern wird. Nicht nur, dass wir Menschen sehr viel länger an alten Verhaltensweisen und Denken festhalten, obwohl wir längst erkannt haben, dass Anderes uns in der Zukunft leistungsfähiger machen würde, also ein »deutlich anderes Programm« fahren, sondern auch die sich über die enormen digitalen Möglichkeiten und Robotik aufreißenden Perspektiven haben uns im wahrsten Sinne an das Thema »Leading the Future« geführt.

Oliver Bäte (CEO Allianz) hatte Gary Hamel von der London Business School eingeladen und dieser redete über »Added Value«. Dabei wiederholte er intensiv die wertvollen Gedanken aus seinem letzten Buch von 2012: What Matters Now: How to Win in a World of Relentless Change, Feroucious Competition, and Unstoppable Innovation. Es geht um Umdenken und Neu-Denken, um Selbstorganisation und Experimentieren in einer Organisationswelt, die sich von Hierarchie und Bürokratie immer mehr lösen muss, um einerseits den Ansprüchen der Kunden und andererseits der jungen Generationen gerecht werden zu können.

Markus Kerber (BDI) und Martin Pleindl (Deloitte) hatten sich als Paten für Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiss entschieden. Die deutsch-chinesische Wissenschaftlerin sprach über Digital Talent und Digital Leadership. Sie zitierte in ihrem Vortrag bisher unveröffentlichte Ergebnisse einer umfangreichen Studie zu Kompetenzen im digitalen Zeitalter. Eine eigene technologische und digitale Kompetenz gehört zu den Bedingungen für Digital Leadership. In der Studie wird allerdings eine ganz andere Kompetenz als die wichtigste identifiziert: Das Zusammenstellen und Führen von »truly diverse«-Teams. Wir sind auf die Veröffentlichung der Studie im Sommer sehr gespannt und werden im Blog darüber berichten.

Einen besonders eindringlichen, goldenen Augenblick gab es gleich zu Beginn, als Julia Engelmann mitten in die Herzen der Anwesenden sprach. Ein lichtvoller Moment, den die junge Schauspielerin und Poetry Slammerin aus Bremen uns mit ihrem Gedicht schenkte! Es war ein anregender, sonniger Sonntag in Berlin.

Es ist jedoch am Ende der Pathfinder 2016 schon sehr verlockend, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn wir die Ausgangslage umdrehen würden und nicht die CEO’s, sondern die Talente die Inspiratoren und Redner bzw. Beiträger und ihre CEO’s einladen würden und ein bisschen mehr Zeit für Interaktion, Beteiligung und Dialog möglich wären. Auch hier liegen Chancen den so dominierenden Ruf nach Loslösung von der Hierarchie und nach Selbstorganisation und Beteiligung auch im Design der Veranstaltung abzubilden.

Das Handelsblatt als Veranstalter feierte an jenem Wochenende sein 70-jähriges Jubiläum und auch SYNNECTA gratuliert herzlich zu diesem stolzen Jubiläum und der gelungenen Veranstaltung in Berlin.

Jörg Müngersdorff

SYNNECTA Booth: Dr. Jörg Müngersdorff

Wir können Menschen und wir stehen zu unseren Überzeugungen. Das macht uns zu einer engagierten Beratung.

In einer Zeit großer Veränderungen braucht es Haltepunkte, braucht es Orientierung. Alte Strukturen, gewohnte, überholte Muster und Haltungen (Hierarchie, Macht, Status, Bürokratie, Wissensmonopolismus) wehren sich energisch gegen die unübersehbaren Wandlungen. Unzählige Krisen und Dramen erschüttern die gegenwärtigen Verhältnisse und rufen zu tiefen Veränderungen auf.

Wir können Menschen und wir begleiten unsere Kunden auf dem Weg in die Neue Zeit. Überall entsteht Neues und wir sind stolz, unsere Klienten als Berater, Scouts, Coaches, Inspiratoren, Begleiter und Trainer engagiert auf dem Weg kraftvoll zu unterstützen. Selbstverantwortung, Vertrauen, Mut, Kreativität, Innovation, gelebte Diversität und Agilität wird angestrebt und entsteht, wo wir als Partner hinzugezogen werden.

Viele Projekte und Partnerschaften mit führenden Unternehmen strahlen von Professionalität und Magie. In vielen Texten in unseren Blogs oder Büchern und Veröffentlichungen haben wir beschrieben, wofür wir stehen und wie wir wirksam werden. Ab heute wollen wir den anspruchsvollen Texten ein paar leichtere Kommunikationsformen zur Seite schicken und uns mit kurzen Video-Clips zu Themen und Konzepten zu Wort melden und ins Bild bringen.

Im SYNNECTA Booth sprechen unsere Berater wichtige Themen an und zeigen Persönlichkeit. Mögen die kurzen Szenen Ihnen einen Eindruck verschaffen, Ihnen Lust machen, mit uns ins Gespräch über die entscheidenden Themen zu gehen!

Beginnen wollen wir mit Dr. Jörg Müngersdorff und dem Thema »Neue Führung für eine neue Welt«.