»Sexuelle Identitäten am Arbeitsplatz: Diversität wahrnehmen, anerkennen, nutzen«

Diversity Management ist populär und hochmodern. Gender, Interkultur und Alter sind die Dimensionen, mit denen sich beschäftigt wird. Die Diversity-Kategorie »Sexuelle Identitäten« offen in Unternehmen anzusprechen, ist jedoch meist ein Tabu. Wir denken, das sollte sich ändern und haben im Juli 2015 ein Seminar zu diesem Thema durchgeführt.

Das Wort »sexuell« ist in Unternehmen verpönt, bei gleichzeitigem Anstieg sexualisierter Performanz von Geschlechterrollen in Kultur, Medien und Gesellschaft. Der öffentliche Diskurs ist weitestgehend heteronormativ, das gezeichnete Bild entspricht nicht der Realität. Zwar wird der Arbeitsplatz durchweg als asexueller Raum konstruiert, wie etwa Dominic Frohn in seiner Studie »Out im Office?!« (2007) darlegt, zugleich sind in der Berufswelt aber Heteronormativität, Heterosexismus und Homophobie in einem auffälligen Maß präsent. Das lähmt Menschen und macht unproduktiv.

Ein Unternehmen kann nur die Märkte verstehen und bedienen, die es nach Innen hin selbst abbildet. Warum sollte es gerade diese intime Dimension sein, mit der sich unternehmensintern und nach Außen hin präsentiert wird? Weil wir vielfältiger sind, als angenommen. Weil wir vielfältiger als nur hetero sind. Wer Vielfalt zulässt und sichtbar macht, hat mehr: Vielfalt ist Bedingung für die Innovationsfähigkeit von Unternehmen.

Es geht dabei nicht darum, das private Sexualleben zu beschreiben. Sondern vielmehr geht es darum, zu erkennen, dass die sexuelle Orientierung einen wesentlichen Teil der persönlichen Identität ausmacht und damit bedeutende Aspekte des Privatlebens betrifft. Kaum etwas wie die Dimension der sexuellen Orientierung prägt so tiefgreifend unser menschliches Dasein. Privat- und Berufsleben lassen sich unterscheiden, aber nicht trennen: Wer zentrale Aspekte seiner Persönlichkeit verbergen und verschleiern muss, weil es die Unternehmenskultur anders nicht zulässt, Sanktionen oder Karrierestopp drohen, unterdrückt sich und damit die eigene Handlungsfähigkeit. Etwa, zu erzählen, dass es der/die gleichgeschlechtliche Partner oder Partnerin ist, mit dem/der man in den Urlaub fährt oder am Wochenende eine Radtour unternommen hat.

Das Befassen mit Vielfalt bedeutet die Konfrontation mit sich und den Anderen. Das hat Skandalisierungspotenzial und kann Angst auslösen. Daher sollten Maßnahmen dosiert in ein Unternehmen eingeführt werden. Unser Ansatz ist, über Freiwilligkeit, emotionale Zugänge und Vernunft Menschen einzuladen, zu neuem Bewusstsein zu gelangen und ihre Aufmerksamkeit und Blicke zu öffnen für (möglichweise neue und fremde) Lebenswelten. Alternative Wege sind, O-Ton aus dem Seminar: »Wenn es anders nicht geht, dann muss zu radikalen Mitteln gegriffen werden und die Auseinandersetzung mit Vielfalt verpflichtend sein.«

Das Seminar begleitete unsere inneren Prozesse der Selbstreflektion, deckte Vorannahmen auf, löste eigene Blockaden und Bilder über die Anderen. Im weiteren Verlauf führte es zu Erkenntnissen über Handlungsspektren auf Management-Ebenen, indem es die Erschließung neuer Kundengruppen, Märkte und den Sinn einer Corporate Social Responsibility thematisierte.

Der CSD wirkte als Lernraum und ließ uns eine besondere Form der Zusammengehörigkeit, ein unfassbar starkes Wir-Gefühl, eine andere Mehrheit spüren. Die Euphorie übertrug sich, überwältigte uns und unsere Bilder, die eigenen Bilder über uns selbst und die Anderen.

Wie funktioniert »Diversity-Lernen« entlang der Kategorie »Sexuelle Identitäten«? Die eigenen Ängste, das Unverständnis und die Vorbehalte gegenüber anderen Lebensentwürfen dürfen und sollen formuliert werden, um dadurch ein Kennenlernen des anderen Menschen zu ermöglichen und gemeinsam einen kreativen Raum entstehen zu lassen. Was abstrakt klingt, ist in der Realität gar nicht so schwer herzustellen: Miteinander im Gespräch sein und sich gegenseitig Fragen stellen. Ein feiner Unterschied in der Formulierung gibt meiner GesprächspartnerIn Freiraum.

Ein Unternehmen, das auf der Suche nach einer Kultur der Kreativität, Innovation und Agilität ist, wird schnell merken, dass der Schlüssel für die Reise dahin der Grad der Freiheit und Akzeptanz unter den Mitarbeitenden ist. Diversität ist der Hebel für eine tiefgehende Kulturveränderung: Für das Unternehmen entsteht Systemflexibilität, eine anregende Atmosphäre, in der es durch erhöhte Kreativität im Team (weil Vielfältigkeit und Hetereogenität) zu weniger Fehlentscheidungen kommt. Allein aufgrund des demografischen Wandels müssen Unternehmen aus ökonomischer Sicht mit einer zukünftig diverseren Belegschaft »rechnen«.

Was das Thema also mit dem Arbeitsplatz zu tun hat, liegt auf der Hand. Menschen, die nicht zur (hetero-)Norm gehören, müssen sich häufiger als andere verstecken und einen wichtigen Teil ihrer Persönlichkeit verbergen und unterdrücken, weil sie ansonsten Ablehnung und Diskriminierungen zu befürchten haben. In seinem Buch Bemerkenswerte Vielfalt: Homosexualität und Diversity Management (2010) stellt Dr. Thomas Köllen aus wirtschaftswissenschaftlicher Sicht fest, wie sich in Betrieben ungerechte Machtachsen manifestieren, individuelle Wirkungsfähigkeiten lähmen und Potenziale schwächen. Daher ist es wichtig, die Diversity-Dimension »Sexuelle Identitäten« zu thematisieren. Mittlerweile erkennen immer mehr Menschen in Unternehmen, dass ein aufgeschlossener Umgang mit dieser Dimension besondere Motivation und Leistungsenergie freisetzen. Eine offene Unternehmenskultur bedeutet Attraktivität für neue Talente.

Im Seminar lernten wir voneinander, was es bedeutet, Anders zu sein, abzuweichen von der Mehrheit, mutig zu sein und individualistisch. Sexuelle Identitäten besprechbar zu machen, bedeutet, Fragen an die eigenen Identitäten und Zugehörigkeiten zuzulassen und sowohl klare Positionierungen zu akzeptieren als auch Uneindeutigkeiten und Ambiguität auszuhalten. Diversity-Lernen findet im echten Leben statt. Diversitykompetente Menschen sind bereichernd für Unternehmen.

Wir danken unseren PartnerInnen: anyway e.V., SCHLAu-Team, Eike Reinhardt und Daniel Goetz von agateno. Dieses Sommer-Seminar war weit mehr als ein buntes Event oder Tanz auf dem CSD-Vulkan. Es hat Bewusstsein für Menschen und ihre Lebenswelten geschaffen und ein Zeichen gesetzt, ins Innen und Außen. Wir bleiben dran.

Hanna Göhler

HR als Co-Creator einer neuen Führung

15 HR-Entscheider aus unterschiedlichen Unternehmen setzten sich in abwechslungsreichen Methoden mit dem Input und den Thesen der SYNNECTA zu »Neue Führung – auf dem Weg in eine zukunftsfähige Arbeitswelt« – HR als Co-Creator einer neuen Führung – auseinander.

Die dynamischen Veränderungsbewegungen, wie Krise der hierarchischen Organisationen, die deutlich sichtbaren Folgen der Globalisierung, die sich in ganz anderen Dynamiken entwickeln, als es die kolonialen Denkweisen westlicher Unternehmen erwartet hatten, der digitale Umbruch und die Sinnsuche der Menschen, besonders stark ausgedrückt und gelebt von den jüngeren Generationen, wie der Gen Y and X, prägen das Umfeld und verstärken den Veränderungsdruck.

Schnell bildeten sich in den Diskussionen die kulturellen Voraussetzungen für Neue Führung heraus: Offenheit und Vertrauen als Voraussetzung für die neuen Arbeitsweisen, die auf »Sharing« angewiesen sind. Volability und Resilienz als persönliche Voraussetzungen, um die anstehenden Transformationen souverän mitgestalten zu können. Welche neuen Führungskompetenzen werden in Zukunft die bestehenden Kompetenzmodelle ergänzen oder ersetzen müssen. Die Modernisierung der Organisationen über die Ergänzung der Hierarchie durch Netzwerke, die Entwicklung und Pflege der entstehenden hybriden Organisation, das Verstärken eher begleitender Massnahmen, wie Supervision und Coaching, intensive Nutzung aller Formen von Beteiligungsansätzen, z. B. Appreciative Inquiry, FutureSearch, BarCamp, Open Space, die die direktiven TopDown-Interventionen mehr und mehr ablösen, und die Bewahrung des emotionalen Zusammenhalts des Unternehmens trotz agiler Teams und fluiden Arbeitseinheiten wird maßgeblich von HR zu initiieren und zu veranstalten sein.

Obwohl die Teilnehmer (AXA, BASF, Bosch, Generali, Rexroth, Gira, Kuka, Sparkasse u.a.) schnell feststellten, dass sie alle eine unterschiedliche Ausgangslage und Dringlichkeit für ihr Unternehmen sehen, gab es erkennbar eine große Inspiration, den Weg, der nur im Gehen entstehen wird, mutig zu beschreiten!

Jörg Müngersdorff

Leben, Arbeit und Spielen in der VUCA-Welt: Die SOPHIA 2014

Im loftartigen, herbstlich-warmen Ambiente des Kölner Kunstsalons, mit Blick über die bunten Dächer des Kölner Südens trafen sich SYNNECTA BeraterInnen und Trainer und Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zur SOPHIA 2014. Das Ziel: gemeinsam Ergebnisse zu den neuesten Entwicklungen aus Organisationsentwicklung und Change Management zu erarbeiten.

Flüchtigkeit/Volatilität, Unbestimmtheit/Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität/Mehrdeutigkeit – kurz: VUCA – waren die Schlagwörter der Veranstaltung. Sie fassen das allgegenwärtige Lebensgefühl – die Wahrnehmung der Realität – treffend zusammen. Märkte und Kultur entwickeln sich rasend schnell, genauso schnell müssen Entscheidungen getroffen werden. Auf der einen Seite fehlen oft die nötigen Entscheidungsgrundlagen, um eine Eindeutigkeit herzustellen. Es gibt nicht (mehr?) das Richtig und das Falsch. Auf der anderen Seite können Unternehmen ihren Mitarbeitern längst nicht mehr eine derartige Sicherheit (einmal Eisenwaren Schmitz – immer Eisenwaren Schmitz) bieten.

Es geschieht nicht ohne Grund, dass Unternehmen die relative Sicherheit einer hierarchisch bürokratischen Organisation zumindest teilweise verlassen und so ganz neue Verhaltensfelder öffnen. Große Chance für einige, empfundene Bedrohung für andere. Was als Globalisierung in den Industrienationen früher oft nur als Erweiterung der Märkte gesehen wurde, entfaltet eine ganz neue Dynamik – die exponentielle Steigerung von Vernetzungen hat Märkte beschleunigt, das Feld der Konkurrenz weit geöffnet und Markteintrittsmöglichkeiten und auch die Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Diese Dynamik verlangt organisatorische Antworten und zugleich neue Fähigkeiten und Haltungen bei den Führungskräften. In Köln wurde beides sichtbar – Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und suchen danach, wie dies in tradiertes, bisher erfolgreiches Handeln integriert werden kann. Eine belebende Atmosphäre des suchenden Dialogs entstand.

Wie können wir als Menschen und als Organisationen auf VUCA reagieren? Oder vielmehr: Wie kommen wir aus der reaktiven Rolle heraus und nutzen die Chancen, die VUCA uns bietet? Wieviel VUCA verantworten wir selbst und wie wollen wir unsere Unternehmen weiter gestalten? Die Sophia, als Dialog, Lern- und Erfahrungsort ist ein Workshopformat, das selbst schon eine Antwort ist. Es belässt viel Eigeninitiative bei den Teilnehmern, gibt die Lernverantwortung an die Teilnehmer zurück und sorgt dennoch für sichernde und stabilisierende Situationen. Individualität, Freiheit und Gemeinschaftlichkeit werden hier in eine produktive Balance gebracht.

Raus aus dem Gewohnten, den starren Prozessen, der eingeschränkten Sichtweise, etwas ganz anderes tun – oder etwas Gewohntes ganz anders. Eine bereichernde und inspirierende Erfahrung, die manchmal aber auch das Verlassen der eigenen Komfortzone verlangt. »Das kann ich sowieso nicht«, »OK, mach ich, aber schön ist’s nicht«, »Was soll das überhaupt« – typische Gedanken und Gefühle von Menschen in Change-Prozessen, und seien sie selbst noch so veränderungswillig, kreativ, flexibel, initiativ und resilient.

Dennoch gelang es dank dem freundschaftlichen und inspirierenden Rahmen der SOPHIA, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden sich ausprobieren, darstellen, Grenzen ausloten konnten. So zum Beispiel anhand des Projekts »Me-enactment – inszenierte Selbstportraits«. Gemeinsam mit der Berliner Fotokünstlerin Bettina Cohnen erarbeitete jeder Teilnehmer ein individuelles Konzept zur Selbstdarstellung. Sofort stellten sich nicht nur die Fragen »Wer bin ich und was macht mich aus?«, sondern vor allem auch »Was will ich nach außen preisgeben und auf welche meiner vielen Facetten lege ich mich in der Kommunikation fest?«.

Tag für Tag leben wir mit der eigenen Komplexität, ja sogar Widersprüchlichkeit. Doch in Zeiten von Social Networks & Co. müssen wir zusätzlich damit umgehen, dass Botschaften, die wir aussenden, eine ganz eigene Dynamik entwickeln, die wir kaum noch beeinflussen können. Am Ende der SOPHIA hielten die Teilnehmer nicht nur spektakuläre Selbstportraits von sich in der Hand, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die Fotografien wurden auch den anderen Teilnehmern präsentiert und so »der Öffentlichkeit« preisgegeben. Jeder durfte die Portraits der anderen mit Begriffen auf Zetteln bestücken, so dass die Vieldeutigkeit einer Darstellung ebenso wie die ganz individuellen Interpretationsmöglichkeiten auch direkt »ausgehalten« werden mussten.

Apropos »aushalten«: Dass es in der heutigen Zeit fast unmöglich ist, in einem Thema Experte zu sein und auch zu bleiben, durften die Teilnehmer an mancher Stelle erfahren. Ob beim kreativen Lego-Zusammenbauen oder beim Brainstormen und Clustern zu den Fragen, wie man als Mensch/Führungskraft/Organisation auf VUCA reagiert – stets war die Kunst der Improvisation gefragt.

Dasselbe galt auch für die zwei Musiker, die am Freitagabend ins SYNNECTA-Haus eingeladen waren. Der Gitarrist Vincent Themba und die Bassistin Ulla Oster hatten sich zuvor noch nie gesehen. Die Teilnehmer durften miterleben, wie aus dem Stegreif ein minimalistisch inszeniertes Konzert entstand, in dem die Künstler teils dialogisch, teils sich in der Führung abwechselnd, teils im gemeinsamen Flow große Wirkung erzielten. Im Anschluss entstand ein anregendes Gespräch über Improvisation, eigene Haltungen, Rollen und Beziehungen zwischen Menschen und Zusammenarbeiten und -sein. Entgegen den Vermutungen vieler Teilnehmer, die in ihren Fragen immer wieder auf Führen und Machtverhältnisse zu sprechen kamen, ging es den Musikern im Gespräch um das Vertrauen – in sich selbst, und auch in den Anderen. Vertrauen sozusagen als Grundhaltung: dass man gemeinsam wie auch alleine schon etwas Gutes schaffen wird.

Auch an anderen Orten der SOPHIA tauchte der Begriff »Vertrauen« immer wieder auf. Wichtig dabei: Es geht nicht um Vertrauen, das auf Tradition und Erfahrung ruht. Sondern jenes, das man schenkt und geschenkt bekommt. Die Erwartung, jemand solle es sich erst einmal verdienen, wird so gut wie immer enttäuscht – denn gerade in der VUCA-Welt werden wir alle an großen und kleinen Dingen immer wieder scheitern. Vertrauen macht uns verletzlich, und das verlangt sozialen Mut. Und soll es denn eine beständige Haltung werden, impliziert Vertrauen auch die Fähigkeit zur Vergebung – seinen Mitmenschen, Mitarbeitern, vor allem aber auch sich selbst. Vergebung sorgt dafür, dass Vertrauen weiter bestehen kann und dass wir wertvolle Energie nicht ans »Warum« des Scheiterns verschwenden, sondern den Blick weiten, Neues ausprobieren, an Probleme mit ungewohnten Strategien herangehen. Das macht uns einerseits resilient, und ermöglicht andererseits Innovation und »weiche« Werte wie Intuition, kindliche Naivität (als Voraussetzung für Kreativität), das Aushalten von Ambiguität und nicht zuletzt Selbstreflexion.

Selbstreflexion war ein großer Bestandteil der Tour de Cologne. In drei ganz unterschiedlichen Führungen über den Kölner Melaten-Friedhof, das Rautenstrauch-Jost-Museum und zwei Kölner Kirchen wurden mit behutsamen Inputs und Interaktionen Schwerpunkte auf das Erleben gesetzt, gleichzeitig hatten die Teilnehmer Zeit zu reflektieren. Neben der Erfahrung, sich die Stadt als Erlebnisraum und als Ort zum Innehalten verfügbar zu machen, entstanden ganz spontan und überraschend einige überwältigende Momente.

Der Sinn menschlichen Handelns und irdischen Daseins wurde mit dem Vortrag von »Astro-Entertainer« Christian Preuß gewaltig in Frage gestellt. Fundierte und bewusstseinserweiternde Perspektiven, die er auf die Erde, die Galaxien und das gesamte Universum gab, eröffneten ganz neue Varianten von VUCA: In der Undurchschaubarkeit, Unvorhersehbarkeit und fehlenden Systematik des Alls herrschen »echte« VUCA-Zustände. Damit stellte sich gleichzeitig die Frage, ob die von uns wahrgenommenen VUCA-Zustände in unseren Alltagen nicht eigentlich harmlos sind – im Vergleich dazu. Auf mitreißende Art vermittelte Christian Preuß die für den Menschen kaum erfassbare Vielfalt und unendliche Größe des Alls, die erstaunlichen Dynamiken der Galaxien und Planeten. Diese Aha-Erlebnisse führten dazu, dass plötzlich jeder Teilnehmer sich selbst auf angenehme Art und Weise »klein« und unsere Welt als viel weniger bedeutend und bedrohlich erlebte. Anschließend guckte man auf dem Dach des Maritim-Hotels mit Teleskopen in den Nachthimmel und ließ das Erfahrene noch tiefer wirken.

Klein sein, oder sogar auch mal Kind sein, konnte sicherlich als eine der vielen VUCA-Resilienz-Strategien von der SOPHIA mit nach Hause genommen werden. Wir – privat und in Unternehmen – können VUCA nicht nur überleben, sondern leben und nutzen, wenn wir zwischendurch wie Kinder unvoreingenommen und ohne definiertes Ziel an Probleme und Aufgaben herangehen. Wenn wir nach jedem gescheiterten Versuch einfach wieder aufstehen und es mit neuer Taktik versuchen – und erfolgreiche Taktiken verwerfen, sobald diese zu bröckeln beginnen. Und wenn wir die Fülle, die sich uns bietet, ungeniert ausnutzen, um damit zu spielen, experimentieren und schließlich zu produzieren. Bewusst ganz ohne erklärten Sinn dahinter marschierten alle SOPHIA-Teilnehmer nach getaner Arbeit zu »Kölns bester Eisdiele«, ein nagelneues Aufzieh-Spielzeug in der Tasche, um die letzten gemeinsamen Momente zu genießen und VUCA-gestärkt ins »echte«, vielleicht aber gar nicht immer so ernste Leben zurückzukehren.

Die Eröffnung unserer neuen Räume in Köln im Juni 2014

Mit der Eröffnung unserer neuen Räume in Köln im Juni 2014 erleben wir eine rege Kultur des Austausches, der Gespräche zwischen uns, zwischen Kunden und zwischen all den Netzwerken, von denen wir ein Teil sind. Die Eröffnung haben wir genutzt, nicht nur um zu feiern, sondern auch um die Gespräche um Diversität und was es meint, sie tatsächlich zu leben, fortzusetzen.

Es entspannen sich gute, sehr angeregte und anregende Gespräche. So z.B. um das kulturelle Verständnis des in sich selbst so diversen Kontinents Asien, diesmal aus den Augen unserer asiatischen Kollegen gesehen. Oder um das Thema der sexuellen Diversität. Oder Gespräche um das Thema Altersdiversität und VUCA, als eine Perspektive, Veränderungen in einer global beschleunigenden Welt wahrzunehmen. Der Abend hat uns in eine der schönsten Räume Kölns geführt, die Bastei mit ihrem Blick auf die Silhouette Kölns.

Hier sehen Sie einige Impressionen von unserer Veranstaltung:

Rückblick auf die Sophia 2013

Im Februar fand die insgesamt neunte SophiaWerkstatt im Klosterhotel Marienhöh statt.

Das Thema der Sophia 2013, »Kontrolle«, bot unseren Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, Kontrolle, Kontrollverlust und alternative Kontrollformen in Organisationen zu durchleuchten. Sie schuf auch zahlreiche und ganz unterschiedliche Wege, sich dem eigenen Bedürfnis zu kontrollieren, anzunähern, und ebenso der Angst, dem Loslassen, der Unkontrolliertheit und verschiedenen Kontrollalternativen zu begegnen – in unterschiedlichen Lernangeboten, in persönlichen Gesprächen, Gruppenarbeiten, beim künstlerischen Ausdruck und in der Bewegung beim Stockkampf.

Die Teilnehmer lernten einen ganz anderen Umgang mit einer organisationalen Umwelt kennen, die nicht kontrollierbar ist – und erhielten Einblicke in kreative Problemlösungen und Adaptionsstrategien aus brasilianischen Favelas und aus der Lebensweise rumänischer Zigeuner. Kunst und Kontrolle, das eigene Schöpferisch-Sein als alternativer Prozess zu Kontrolle, zog sich begleitend durch die Werkstatt – durch Bildhauerei unter fachkundiger Anleitung des Bildhauers Herbert Leichtle, durch auftragende Arbeit an der Gips-Skulptur, durch Malerei in Seminaren. Vor allem erfuhren die Teilnehmer mehr über »Vertrauen« als Gegenwert zur Kontrolle; beim gezielten, blinden Verlaufen oder durch das Getragenwerden durch die Gruppe.

All das hat die SophiaWerkstatt wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmern für ihre bereichernde Teilnahme, ihre Offenheit, ihre Neugierde – und ihre Bereitschaft, im Rahmen der Sophia Kontrolle zu betrachten, festzuhalten, loszulassen und neu auszuprobieren.

Kairos – Rückblick auf die Sophia 2012

Zum Abschluss standen 25 Menschen in einem Kreis rund um eine Fläche von 5 m², die mit Sand ausgefüllt war …

Das Mandala war in zwei Nächten entstanden, in denen immer zwei Personen gemeinsam daran gearbeitet hatten. Filigrane Ornamente, aquarell-artige Bilder, großflächige Farben und verschiedene Symbole bildeten ein symmetrisches Ganzes. Schon bei der meditativen Arbeit am Mandala war das »Im-Moment-Sein« erlebbar gewesen. Nun war das Verwischen und Zusammenkehren des Sandes das einprägsame Symbol für Vergänglichkeit und Loslassen-können und gleichzeitig der Abschluss einer schönen und intensiven SophiaWerkstatt.

Neben dem Mandala entstanden auf der Sophia auch viele persönliche Gespräche und intensive Auseinandersetzungen mit verschieden Aspekten des Themas »Kairos« – der »perfekte«, »richtige« Moment. In Bildern wurden Abzweigungen und wichtige Entscheidungen im eigenen Leben dargestellt und reflektiert; der Moment des Flows war bei Ballspiel zu Trommelwirbel gemeinsam lebendig; die Kunst der Zeitverschwendung wurde gewürdigt und das eigene Leben bei einem frühlinghaften Spaziergang vom Zeitpunkt des Todes rückwärts betrachtet; der »richtige Moment« wurde beim Fußballspielen durchaus auch emotional erlebt; im Kaffeehaus war Zeit und Muße, um über Gesundheit nachzudenken.

Dies alles und noch viel mehr hat die SophiaWerkstatt 2012 zu einem Erlebnis werden lassen, das wieder ein ganz besonderes war. Wir bedanken uns bei allen Kollegen und Teilnehmern, die jeweils ihren ganz speziellen Teil dazu beigetragen haben!