Hoffnung

Wir haben schon zu einer Zeit über die Hoffnung als Führungshaltung geschrieben*, als es vielen noch als etwas Esoterisches erschien. Ausgehend von dem so einflussreichen Satz des Paulus im ersten Brief an die Korinther:

»Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen«

… haben wir die Hoffnung als das Vermögen beschrieben, an der Möglichkeit der Realisierung von etwas festzuhalten, auch wenn vieles, ja scheinbar alles dagegen spricht. Hoffnung spricht von der Zukunft nicht als einer Form des Wunschdenkens, sondern als die Kraft, auch dann an das Werden des Guten zu glauben, wenn die Gegenwart die Zukunft eher als dunkel aufscheinen lässt.

In unserer Zeit, in der sich eine Stimmung der Depression, des Verzagens breitmacht und der Blick in die Zukunft nurmehr durch den Dunst des Versagens und der Verzweiflung möglich zu sein scheint, wird die Haltung der Hoffnung und so des Vertrauens in die Möglichkeit des Gelingens äußerst wichtig. Führung heißt in einer solchen, apokalyptisch gestimmten Lage, hoffend eine gelingende Zukunft zu antizipieren und sich für ihre Verwirklichung gezielt und mit Zuversicht einzusetzen.

Das führt uns, auf Führungshaltungen blickend, zu einer unterschätzten Führungseigenschaft: der Bewahrung einer kindlichen Naivität. Damit ist nicht ein grundloser, oft narzisstischer (kindischer) Optimismus gemeint, der sich der Realität nicht stellen will, sondern die Haltung an der Möglichkeit des »Besser« festzuhalten und aus der Hoffnung die Kraft zu ziehen, auf die Realität so einzuwirken, dass die Chancen der Ermöglichung größer werden. Wie Anmut, die Grazie im Auftreten und Sprechen eine oft unterschätzte Führungstugend ist, so ist es die Naivität. Sie ermöglicht es uns ein »Noch Nicht« in ein »Jetzt Da« zu verwandeln.

Sich diese Naivität angesichts der vielen unvermeidlichen Enttäuschungen und Misserfolgserlebnisse in einer Karriere zu erhalten, ist keine kleine Leistung, und der psychologische Term der Frustrationstoleranz beschreibt den Erhalt dieser hoffenden Naivität nur sehr eingeschränkt. Hoffnung führt uns näher an das, was einem Leben als Einzelnem und als Gemeinschaft Sinn zu geben vermag. In diesem Sinne trägt uns Hoffnung durch die Gegenwart und lässt uns handeln und gestalten.

Hoffen ist kein Wunschdenken. Es ist die Fähigkeit zum Zukunftsdenken, eingebettet in die Zuversicht, dass ein Handeln möglich ist.

In den gängigen Führungstrainings wird man eine Beschäftigung mit diesen tief in die Persönlichkeit reichenden Haltungen selten finden – dafür sind sie zu sehr auf schnelle Tricks und Tipps fokussiert. Verstehen wir allerdings die Not, Hoffnungslosigkeit in Hoffnung zu wandeln, damit es zumindest die Chance eines »Besser« gibt, dann wäre es an der Zeit, sich dem Thema Zukunft mit einer hoffenden Haltung zu nähern.

Rüdiger Müngersdorff

* SYNNECTA Sophia 2017: Glaube, Liebe Hoffnung – Im Schatten der Organisation (Rüdiger Müngersdorff)

SophiaWerkstätten: Fantastisches Erleben

Welche Dinge machen Dich sprachlos?
Was willst Du?
Sprichst Du mehr, oder hörst Du zu?
Von wem lernst du gerne?
Irrst du manchmal? Worin?
Hat Dein Leben einen Klang?
Bedeuten Dir Tiere etwas? Warum?
Wenn du ein Wetter wärst, welches wärst du?

Sophia bringt uns in Dialoge, miteinander und mit uns selbst, wir sind im Stillen zusammen oder jeder für sich. Sophia schickt uns auf eine Reise.

Ungewöhnliche Traditionen

SYNNECTA bietet seit 2005 jährlich eine Sophia in Deutschland an. Im Mai 2016 findet die erste SophiaAsia in Chiang Rai/Thailand statt. In China wurden drei erfolgreiche Inhouse-Werkstätten im Sophiastil durchgeführt. Die Zielgruppe bei der Sophia: für Menschen, die beruflich als Berater, Organisations- und Personalentwickler tätig sind, und alle, die sich für die Themen interessieren.

SophiaWerkstätten sind innovative Lernorte zu Zukunftsthemen der Steuerung und Gestaltung von Unternehmen. Sie dauern zweieinhalb Tage, die Orte und Plätze wechseln. Was konstant bleibt, ist die ungewöhnliche Art und Weise, sich dem jeweiligen Thema zu nähern: Ob auf der Pferdekoppel, im 24h-Labor, auf dem Friedhof, in einem Gotteshaus oder beim Tangotanzen.

Organisch gewachsene Selbstreflexions- und Gruppenprozesse, kreative Einheiten, und es werden besondere Gäste eingeladen, die uns über ihre Perspektiven neue Zugänge zum jeweiligen Thema verschaffen. Etwa Schauspieler des Improvisationstheaters zu agiler Kommunikation, eine Fotografin zu Identität, oder ein Mönch zu Kontemplation.

Inhaltlich konzentriert sich jede Sophia auf ihr eigenes Thema: Fokus, Agilität, VUCA, Vertrauen, Führung, Leidenschaft, Entscheiden, Glaube-Liebe-Hoffnung. Es geht immer um persönliches und kollektives Erleben, um das Übersetzen eines abstrakten Themas in das eigene Leben, um ein Besinnen, Verstehen, Neudenken. Zustände des privaten und beruflichen Alltags sollen aufgedeckt, reflektiert und erforscht werden. Schönes, Sinnvolles, Herausforderungen und Probleme sollen benannt werden, um in Zukunft neu, anders und, wenn gewünscht, leichter damit umgehen zu können.

Fakten: Lernwelten

Die Teilnehmenden kommen als Individuen, die lernen möchten und die Sophia als Impuls für ihre eigenen – beruflichen – Zusammenhänge nutzen. Bei aller Kreativität, Verrücktheit und Symbolträchtigkeit: Der Transfer auf die Realität von Unternehmen und organisationalen Strukturen wird immer deutlich sichtbar und nutzbar gemacht. Ein oft gestellter Einwand bei längeren Seminaren: Warum soll ich zweieinhalb Tage ein philosophisches Seminar besuchen und Zeit vergeuden, wenn ich zum selben Thema auch ein dreistündiges Webinar buchen könnte?

Zu den Themen und Zielen einer Sophia passt das altbewährte Format des sich-treffens, des sich-begegnens. Nichts gegen Webinare. Aber die Energien werden nur im reellen Treffen frei, über eine Online-Webcam lassen sich aus unserer Erfahrung diese »Wellen« noch nicht übertragen. Der Sinn von Sophien: Nicht, um anachronistisch und unmodern zu sein, sondern um unserem humanistischen Ansatz zu entsprechen und aufgeklärte Räume für und mit Menschen zu schaffen.

Würden Sie ab sofort Astronautennahrung aus Tuben futtern, weil es schneller geht? Um dafür auf den Genuss eines ehrlichen Butterbrotes, frischen Hummers oder einer deftigen Suppe und um auf lange Gespräche am Tisch mit Freunden und Familie zu verzichten?

Babies und Kinder lernen durch Erfahrung, am besten in Gemeinschaft. Lernen ist Nahrung für Leben und Entwicklung. Bei Erwachsenen ist das unverändert: Sophien energetisieren und mobilisieren, sie ermöglichen bedarfsgesteuertes Lernen und aktivieren eine konstruktive Bildungskultur. Menschen, die sich an der Sophia beteiligen, verbessern ihre Reflexionsfähigkeit und tragen innovative Impulse zurück ins Unternehmen. Weil sie etwas Neues und Besonderes mit anderen Menschen erlebt haben.

Warum machen wir das?

Organisationsentwicklung: Die Entwicklung von Menschen und Organisationen braucht Lernformen, die Perspektiven öffnen und Standpunkte verschieben. Sie braucht wissbegieriges Staunen und ehrliche Freude an Anderen.

Verantwortung: Mit der Sophia positionieren wir uns und nutzen wir die ganze Breite kultureller Möglichkeiten, um lebendiges Lernen zu gestalten. Kultur und Kunst ermöglichen Erkenntnis.

Wert: Die SophiaWerkstatt bedeutet uns viel. Ein Symbol des Kreierens, der Geselligkeit und Ausgelassenheit, des gemeinsamen Weiterbildens. Bildung, das Wesen der Aufklärung.

Hanna Göhler

Leben, Arbeit und Spielen in der VUCA-Welt: Die SOPHIA 2014

Im loftartigen, herbstlich-warmen Ambiente des Kölner Kunstsalons, mit Blick über die bunten Dächer des Kölner Südens trafen sich SYNNECTA BeraterInnen und Trainer und Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zur SOPHIA 2014. Das Ziel: gemeinsam Ergebnisse zu den neuesten Entwicklungen aus Organisationsentwicklung und Change Management zu erarbeiten.

Flüchtigkeit/Volatilität, Unbestimmtheit/Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität/Mehrdeutigkeit – kurz: VUCA – waren die Schlagwörter der Veranstaltung. Sie fassen das allgegenwärtige Lebensgefühl – die Wahrnehmung der Realität – treffend zusammen. Märkte und Kultur entwickeln sich rasend schnell, genauso schnell müssen Entscheidungen getroffen werden. Auf der einen Seite fehlen oft die nötigen Entscheidungsgrundlagen, um eine Eindeutigkeit herzustellen. Es gibt nicht (mehr?) das Richtig und das Falsch. Auf der anderen Seite können Unternehmen ihren Mitarbeitern längst nicht mehr eine derartige Sicherheit (einmal Eisenwaren Schmitz – immer Eisenwaren Schmitz) bieten.

Es geschieht nicht ohne Grund, dass Unternehmen die relative Sicherheit einer hierarchisch bürokratischen Organisation zumindest teilweise verlassen und so ganz neue Verhaltensfelder öffnen. Große Chance für einige, empfundene Bedrohung für andere. Was als Globalisierung in den Industrienationen früher oft nur als Erweiterung der Märkte gesehen wurde, entfaltet eine ganz neue Dynamik – die exponentielle Steigerung von Vernetzungen hat Märkte beschleunigt, das Feld der Konkurrenz weit geöffnet und Markteintrittsmöglichkeiten und auch die Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Diese Dynamik verlangt organisatorische Antworten und zugleich neue Fähigkeiten und Haltungen bei den Führungskräften. In Köln wurde beides sichtbar – Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und suchen danach, wie dies in tradiertes, bisher erfolgreiches Handeln integriert werden kann. Eine belebende Atmosphäre des suchenden Dialogs entstand.

Wie können wir als Menschen und als Organisationen auf VUCA reagieren? Oder vielmehr: Wie kommen wir aus der reaktiven Rolle heraus und nutzen die Chancen, die VUCA uns bietet? Wieviel VUCA verantworten wir selbst und wie wollen wir unsere Unternehmen weiter gestalten? Die Sophia, als Dialog, Lern- und Erfahrungsort ist ein Workshopformat, das selbst schon eine Antwort ist. Es belässt viel Eigeninitiative bei den Teilnehmern, gibt die Lernverantwortung an die Teilnehmer zurück und sorgt dennoch für sichernde und stabilisierende Situationen. Individualität, Freiheit und Gemeinschaftlichkeit werden hier in eine produktive Balance gebracht.

Raus aus dem Gewohnten, den starren Prozessen, der eingeschränkten Sichtweise, etwas ganz anderes tun – oder etwas Gewohntes ganz anders. Eine bereichernde und inspirierende Erfahrung, die manchmal aber auch das Verlassen der eigenen Komfortzone verlangt. »Das kann ich sowieso nicht«, »OK, mach ich, aber schön ist’s nicht«, »Was soll das überhaupt« – typische Gedanken und Gefühle von Menschen in Change-Prozessen, und seien sie selbst noch so veränderungswillig, kreativ, flexibel, initiativ und resilient.

Dennoch gelang es dank dem freundschaftlichen und inspirierenden Rahmen der SOPHIA, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden sich ausprobieren, darstellen, Grenzen ausloten konnten. So zum Beispiel anhand des Projekts »Me-enactment – inszenierte Selbstportraits«. Gemeinsam mit der Berliner Fotokünstlerin Bettina Cohnen erarbeitete jeder Teilnehmer ein individuelles Konzept zur Selbstdarstellung. Sofort stellten sich nicht nur die Fragen »Wer bin ich und was macht mich aus?«, sondern vor allem auch »Was will ich nach außen preisgeben und auf welche meiner vielen Facetten lege ich mich in der Kommunikation fest?«.

Tag für Tag leben wir mit der eigenen Komplexität, ja sogar Widersprüchlichkeit. Doch in Zeiten von Social Networks & Co. müssen wir zusätzlich damit umgehen, dass Botschaften, die wir aussenden, eine ganz eigene Dynamik entwickeln, die wir kaum noch beeinflussen können. Am Ende der SOPHIA hielten die Teilnehmer nicht nur spektakuläre Selbstportraits von sich in der Hand, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die Fotografien wurden auch den anderen Teilnehmern präsentiert und so »der Öffentlichkeit« preisgegeben. Jeder durfte die Portraits der anderen mit Begriffen auf Zetteln bestücken, so dass die Vieldeutigkeit einer Darstellung ebenso wie die ganz individuellen Interpretationsmöglichkeiten auch direkt »ausgehalten« werden mussten.

Apropos »aushalten«: Dass es in der heutigen Zeit fast unmöglich ist, in einem Thema Experte zu sein und auch zu bleiben, durften die Teilnehmer an mancher Stelle erfahren. Ob beim kreativen Lego-Zusammenbauen oder beim Brainstormen und Clustern zu den Fragen, wie man als Mensch/Führungskraft/Organisation auf VUCA reagiert – stets war die Kunst der Improvisation gefragt.

Dasselbe galt auch für die zwei Musiker, die am Freitagabend ins SYNNECTA-Haus eingeladen waren. Der Gitarrist Vincent Themba und die Bassistin Ulla Oster hatten sich zuvor noch nie gesehen. Die Teilnehmer durften miterleben, wie aus dem Stegreif ein minimalistisch inszeniertes Konzert entstand, in dem die Künstler teils dialogisch, teils sich in der Führung abwechselnd, teils im gemeinsamen Flow große Wirkung erzielten. Im Anschluss entstand ein anregendes Gespräch über Improvisation, eigene Haltungen, Rollen und Beziehungen zwischen Menschen und Zusammenarbeiten und -sein. Entgegen den Vermutungen vieler Teilnehmer, die in ihren Fragen immer wieder auf Führen und Machtverhältnisse zu sprechen kamen, ging es den Musikern im Gespräch um das Vertrauen – in sich selbst, und auch in den Anderen. Vertrauen sozusagen als Grundhaltung: dass man gemeinsam wie auch alleine schon etwas Gutes schaffen wird.

Auch an anderen Orten der SOPHIA tauchte der Begriff »Vertrauen« immer wieder auf. Wichtig dabei: Es geht nicht um Vertrauen, das auf Tradition und Erfahrung ruht. Sondern jenes, das man schenkt und geschenkt bekommt. Die Erwartung, jemand solle es sich erst einmal verdienen, wird so gut wie immer enttäuscht – denn gerade in der VUCA-Welt werden wir alle an großen und kleinen Dingen immer wieder scheitern. Vertrauen macht uns verletzlich, und das verlangt sozialen Mut. Und soll es denn eine beständige Haltung werden, impliziert Vertrauen auch die Fähigkeit zur Vergebung – seinen Mitmenschen, Mitarbeitern, vor allem aber auch sich selbst. Vergebung sorgt dafür, dass Vertrauen weiter bestehen kann und dass wir wertvolle Energie nicht ans »Warum« des Scheiterns verschwenden, sondern den Blick weiten, Neues ausprobieren, an Probleme mit ungewohnten Strategien herangehen. Das macht uns einerseits resilient, und ermöglicht andererseits Innovation und »weiche« Werte wie Intuition, kindliche Naivität (als Voraussetzung für Kreativität), das Aushalten von Ambiguität und nicht zuletzt Selbstreflexion.

Selbstreflexion war ein großer Bestandteil der Tour de Cologne. In drei ganz unterschiedlichen Führungen über den Kölner Melaten-Friedhof, das Rautenstrauch-Jost-Museum und zwei Kölner Kirchen wurden mit behutsamen Inputs und Interaktionen Schwerpunkte auf das Erleben gesetzt, gleichzeitig hatten die Teilnehmer Zeit zu reflektieren. Neben der Erfahrung, sich die Stadt als Erlebnisraum und als Ort zum Innehalten verfügbar zu machen, entstanden ganz spontan und überraschend einige überwältigende Momente.

Der Sinn menschlichen Handelns und irdischen Daseins wurde mit dem Vortrag von »Astro-Entertainer« Christian Preuß gewaltig in Frage gestellt. Fundierte und bewusstseinserweiternde Perspektiven, die er auf die Erde, die Galaxien und das gesamte Universum gab, eröffneten ganz neue Varianten von VUCA: In der Undurchschaubarkeit, Unvorhersehbarkeit und fehlenden Systematik des Alls herrschen »echte« VUCA-Zustände. Damit stellte sich gleichzeitig die Frage, ob die von uns wahrgenommenen VUCA-Zustände in unseren Alltagen nicht eigentlich harmlos sind – im Vergleich dazu. Auf mitreißende Art vermittelte Christian Preuß die für den Menschen kaum erfassbare Vielfalt und unendliche Größe des Alls, die erstaunlichen Dynamiken der Galaxien und Planeten. Diese Aha-Erlebnisse führten dazu, dass plötzlich jeder Teilnehmer sich selbst auf angenehme Art und Weise »klein« und unsere Welt als viel weniger bedeutend und bedrohlich erlebte. Anschließend guckte man auf dem Dach des Maritim-Hotels mit Teleskopen in den Nachthimmel und ließ das Erfahrene noch tiefer wirken.

Klein sein, oder sogar auch mal Kind sein, konnte sicherlich als eine der vielen VUCA-Resilienz-Strategien von der SOPHIA mit nach Hause genommen werden. Wir – privat und in Unternehmen – können VUCA nicht nur überleben, sondern leben und nutzen, wenn wir zwischendurch wie Kinder unvoreingenommen und ohne definiertes Ziel an Probleme und Aufgaben herangehen. Wenn wir nach jedem gescheiterten Versuch einfach wieder aufstehen und es mit neuer Taktik versuchen – und erfolgreiche Taktiken verwerfen, sobald diese zu bröckeln beginnen. Und wenn wir die Fülle, die sich uns bietet, ungeniert ausnutzen, um damit zu spielen, experimentieren und schließlich zu produzieren. Bewusst ganz ohne erklärten Sinn dahinter marschierten alle SOPHIA-Teilnehmer nach getaner Arbeit zu »Kölns bester Eisdiele«, ein nagelneues Aufzieh-Spielzeug in der Tasche, um die letzten gemeinsamen Momente zu genießen und VUCA-gestärkt ins »echte«, vielleicht aber gar nicht immer so ernste Leben zurückzukehren.

Rückblick auf die Sophia 2013

Im Februar fand die insgesamt neunte SophiaWerkstatt im Klosterhotel Marienhöh statt.

Das Thema der Sophia 2013, »Kontrolle«, bot unseren Teilnehmern nicht nur die Möglichkeit, Kontrolle, Kontrollverlust und alternative Kontrollformen in Organisationen zu durchleuchten. Sie schuf auch zahlreiche und ganz unterschiedliche Wege, sich dem eigenen Bedürfnis zu kontrollieren, anzunähern, und ebenso der Angst, dem Loslassen, der Unkontrolliertheit und verschiedenen Kontrollalternativen zu begegnen – in unterschiedlichen Lernangeboten, in persönlichen Gesprächen, Gruppenarbeiten, beim künstlerischen Ausdruck und in der Bewegung beim Stockkampf.

Die Teilnehmer lernten einen ganz anderen Umgang mit einer organisationalen Umwelt kennen, die nicht kontrollierbar ist – und erhielten Einblicke in kreative Problemlösungen und Adaptionsstrategien aus brasilianischen Favelas und aus der Lebensweise rumänischer Zigeuner. Kunst und Kontrolle, das eigene Schöpferisch-Sein als alternativer Prozess zu Kontrolle, zog sich begleitend durch die Werkstatt – durch Bildhauerei unter fachkundiger Anleitung des Bildhauers Herbert Leichtle, durch auftragende Arbeit an der Gips-Skulptur, durch Malerei in Seminaren. Vor allem erfuhren die Teilnehmer mehr über »Vertrauen« als Gegenwert zur Kontrolle; beim gezielten, blinden Verlaufen oder durch das Getragenwerden durch die Gruppe.

All das hat die SophiaWerkstatt wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmern für ihre bereichernde Teilnahme, ihre Offenheit, ihre Neugierde – und ihre Bereitschaft, im Rahmen der Sophia Kontrolle zu betrachten, festzuhalten, loszulassen und neu auszuprobieren.

Sophia 2010 – Führen – Geführt

Zum zehnten Mal fand Ende Februar dieses Jahres unsere SophiaWerkstatt statt. Führungskräfte aus unterschiedlichen Unternehmen setzten sich drei Tage lang mit dem Thema »Führen – geführt werden« auseinander.

Das Thema »geführt werden« wird in klassischen Managementtrainings in zahlreichen Facetten behandelt, meist liegt der Fokus dabei auf Handlungskompetenzen der Führungskräfte. Das Spannungsfeld zwischen »Führen« und »Geführt werden« jedoch wird allenfalls thematisiert, wenn es Schwierigkeiten zwischen Führungskraft und Mitarbeitern gibt. In modernen Organisationen ist die Kompetenz, sich gut führen zu lassen, mindestens ebenso wichtig wie gute Führung, kann doch erst aus dem Zusammenspiel von beidem eine gelungene Zusammenarbeit entstehen.

Auch die SophiaWerkstatt war ein Zusammenspiel verschiedener Elemente. Es gab Anstöße zu persönlicher Reflexion: Was führt mich, und wohin? Was möchte ich dabei anders machen? Was gewinne und was verliere ich dabei? Bei bildhauerischer Arbeit an einem Stein wurde erlebbar, wie Vorhaben sich durch die Wirklichkeit des Steins verändern, und die sehr unmittelbare Führung des Werkzeugs durch die Hand.

Parallele Workshops gaben Impulse zu unterschiedlichen Themen, Disziplinen und Denkrichtungen – aus der Philosophie, Schwarmintelligenz, charismatischer Führung, der Führungswirkung unserer Sprache, Theater, Jazz-Musik, der Kunst der Verführung und vielem mehr. Im Paartanz wurden die Balance von »Führen« und »Geführt werden« sowie die Voraussetzungen dafür ausgelotet, und beim Singen am Lagerfeuer waren archaische Formen der Community-Bildung auf eindrückliche Art spürbar.

Die SophiaWerkstatt lebte nicht zuletzt auch von den unterschiedlichen Menschen, ob Team oder Teilnehmer. Die drei Tage waren geprägt von intensiver Auseinandersetzung, intensiven Begegnungen und intensiven Erlebnissen. An dieser Stelle möchten wir uns daher nochmals bei allen bedanken, die dabei waren.