Rückblick auf ein Treffen zwischen Organisationen in Amsterdam

Freundschaft unter Organisationen – gibt es so etwas? Geht es in der geschäftlichen Interaktion nicht viel mehr um Kooperation, Networking – oder aber gerade um Konkurrenz und Wettbewerb? Nicht ausschließlich. Auch Organisationen können von tieferen Beziehungen geprägt sein, die auf Vertrauen und Zuneigung bis hin zu gegenseitiger Offenbarung basieren.

Castrum Peregrini und SYNNECTA haben sich auf diese These am 9. und 10. Oktober 2013 in Amsterdam intensiv eingelassen. Blickt man auf die Geschichten beider Organisationen – sowohl einzeln als auch im gegenseitigen Zusammenhang – überrascht das Wagnis vielleicht etwas weniger.

Castrum Perigrini, die sich heute als »Intellectual Playground« bezeichnen, entstanden ursprünglich aus einer Gruppe deutscher Exilanten aus der Zeit des Nationalsozialismus, die gemeinsam jungen Menschen die Chance gegeben hatten unterzutauchen und der Verfolgung zu entgehen.

Im Haus der Künstlerin Gisèle van Waterschoot van der Gracht, der Herengracht in Amsterdam, fanden sie Unterschlupf und vertrieben sich nicht bloß Zeit der Abgeschiedenheit mit Gesprächen über Kunst, Kultur und Literatur – sie schufen ein festes Bündnis aus intellektueller Einheit, aber eben auch aus tiefer Freundschaft. Der einstige Bund in hermetischer George-Kreis-Tradition realisierte in seiner dritten Generation eine radikale Öffnung nach außen – und damit gleichzeitig eine Übersetzung der ursprünglichen Werte in ein neues Konzept. Als Kulturstiftung, als freier Raum, als Kooperationsnetzwerk von Künstlern. Wie kann »Freundschaft« damit weiter funktionieren? Vielleicht gerade durch die Freiheit und Offenheit, in der intellektuelle Spiele stattfinden können. Aber auch durch das Zusammenkommen und die Gespräche beim gemeinsamen Dinieren.

Eben diese waren essenzieller Bestandteil des Treffens mit der SYNNECTA, die ebenfalls schon seit jeher nicht nur Geschäftsbeziehungen, sondern auch Freundschaften betreibt. Einerseits: fast schon von Natur aus – geht es doch im alltäglichen Kerngeschäft um Menschen und deren soziale Systeme. Aber andererseits eben auch aus tiefster Überzeugung und Leidenschaft – ganz ohne Selbstzweck. Beispiel hierfür ist auch die jährlich stattfindende SophiaWerkstatt, bei der intellektueller Austausch und Reflexion im Vordergrund stehen, im Gegensatz zum geschäftlich orientierten Networking.

In den Gesprächen in Amsterdam, bei denen neben Castrum Perigrini und teilnehmenden Unternehmen Vertreter anderer kulturellen Institutionen die dritte Säule im »Freundeskreis« bildeten, ging es neben Freundschaft an sich auch um damit eng verbundene Werte wie Authentizität und wie man diese im Wandel erhalten kann.

Freundschaft ist ein Kontext, der Veränderungen – des Individuums wie des Systems – nicht nur mitträgt, sondern auch aktiv mitgestaltet. Die Fragen »Wo kommen wir her?« und »Wie geht es mit uns weiter?« spielen in dieser tiefen Beziehung eine ebenso große Rolle wie in Unternehmen, die mit Veränderungen umgehen und diese gestalten wollen. Mit ihrer Beantwortung können bestehende Werte immer wieder auf ihre aktuelle Relevanz geprüft werden. Kann Verhalten gespiegelt und korrigiert werden. Können Visionen und Ziele geschaffen werden. Und wer könnte einem dabei besser zur Seite stehen als ein Freund?