I’m not enough, not good enough or wise enough or strong enough. They reverence what I’m supposed to be, but me … the me that is here, now, talking to you – they don’t even see. If I do something that makes them notice me – like have a seizure, or fail – then they’re embarrassed, and they try to pretend it never happened. Only you and your family, you know what I am, because the other is a thing I never told you. So I’m afraid, you see? – of everything you might think and feel when you know the truth. I can face dying, but losing myself just when I’m becoming myself for the first time … I can’t face that. But I’m not making any sense.
Gillian Bradshaws historischer Roman »Cleopatra’s Heir« setzt dort ein, wo Shakespeares »Antony and Cleopatra« aufhört. Sie entwirft eine Geschichte um Cesarion, den Sohn, der aus der Liaison zwischen Cleopatra und Julius Caesar hervorging, und der nach Cleopatras Wunsch König von Ägypten werden und ihre Dynastie weiterführen sollte. Doch Cleopatra und Mark Antonius verlieren bekanntlich den Krieg gegen Octaivian, Caesars Adoptivsohn, der ehemalige Triumviratpartner von Antonius und der zukünftige Kaiser Augustus. Cleopatras Sohn Cesarion bleibt deshalb nur die Flucht ins Exil.
Diese jedoch schlägt fehl, weil sein ehemaliger Lehrer Rhodon Cesarion an die Römer verrät, um weitere sinnlose Kriege um die Thronherrschaft zu verhindern. Cesarion leidet, wie sein Vater Julius Caesar, an Epilepsie, und erleidet in dem Moment, in den Rhodon ihn attackiert, einen Anfall, was dazu führt, dass er für tot gehalten wird. Cesarion stiehlt sich davon und wird, erschöpft, verletzt und dem Tode nahe, in der Wüste von Ani aufgelesen und gepflegt, einem einfachen ägyptischen Händler, der mit seiner Karawane unterwegs ans Rote Meer ist.
Ohne zu wissen, wer er wirklich ist, bietet Ani Cesarion, der sich von da an Arion nennt, an, ihn mit seiner Karawane mit zurück nach Alexandria zu nehmen, wenn er ihm als Gegenleistung auf griechisch die eloquenten Briefe schreibt, die er benötigt, um seine Handelsbeziehungen auszubauen und für die ihm selbst die Bildung fehlt. Nur sehr zögerlich willigt Cesarion ein, aber bald gewinnt er die Familie des Händlers lieb und erfährt zum ersten Mal in seinem Leben etwas wie zweckfreie, echte zwischenmenschliche Freundschaft. Doch er weiß, dass er die Familie so schnell wie möglich verlassen sollte, bevor die Aufdeckung seiner wahren Identität ihre Leben in Gefahr bringt.
Ob ihm dies gelingt, soll hier nicht verraten werden, aber es entsteht eine spannende, interessante Geschichte, in der es in erster Linie um die Frage geht, was die Identität eines Menschen ausmacht. Cesarion, der plötzlich aus seinem gewohnten Leben als Thronfolger gerissen wird und sich unter Leuten wiederfindet, die ihn nicht wie einen zukünftigen König behandeln, weil sie nicht wissen, dass er einer ist, wird zunehmend zur Auseinandersetzung mit seinem eigenen Ich gezwungen und stellt sich immer wieder neu die Frage, wer er sein soll, wer er ist, und wer er sein will.
Alles in allem nicht nur für Geschichtsfans ein rundum lesenswerter Roman, der den Leser zudem praktischerweise in einem Nachwort darüber aufklärt, was Fiktion und was Historie ist.
Gillian Bradshaw: Cleopatra’s Heir
Englisch | Forge 2003 | 452 Seiten
Sabine Anders