Eine persönliche Rückblende auf Erlebnisse mit der SYNNECTA
Irgendwann ‘93 oder ‘94 habe ich SYNNECTA anlässlich der ersten Ausschreibung eines Prozessberaterseminars kennengelernt. Ich meine, es war das erste überhaupt, denn Rüdiger schielte doch ab und zu in seine Aufschriebe, was ich später nicht mehr erlebt habe. Das Seminar war in Aalen. Der Sin Obelisk mit viel Hektik, Gerechne, Frust und Versagen. Sinn und Zweck des Sin Obelisk bleibt dem Systemischen überlassen, irgendwie war die Auflösung dann doch banal oder genial.
Warum habe ich dort teilgenommen? Bosch war sich schon darüber im Klaren, dass die CIP Leute in den Einheiten mehr als nur Metaplanmoderation brauchten, um effektiv arbeiten zu können. Das Feld war neu und eigentlich hatte ja niemand eine klare Vorstellung von CIP und Organisationsentwicklung. Trial and error, insbesondere in der Administration ließen sich die bewährten Methoden aus der Fertigung nicht so richtig anwenden.
Das Erste, was mir auffiel, war Rüdigers phänomenale Fähigkeit der freien Rede, das waren teilweise druckreife Vorlesungen. Auch später, diese Fähigkeit, komplexe Themen frei ausbreiten und durchdringen zu können. Gib ihm ein Stichwort und er legt mit profunder Didaktik los. In wieviel ungezählten Klausuren und retreats waren seine Einführungen massgebliche Tunesetter für die gesamte Veranstaltung.
Das Zweite, die Fähigkeit hinter dem Naheliegenden, die Alternativen sehen zu können. Wie oft hat er uns überrascht, auf unsere vordergründigen Schnellschüsse, neue, andere Gedanken, Hypothesen aufzuzeichnen, Alternativen zu entwickeln.
Drittens, der Mut zu konfrontieren, bis in die obersten Spitzen der Bosch-Hierarchie. Auch Gefahr zu laufen, rausgeschmissen zu werden.
Was mich am meisten überrascht hat, war die Prozessbegleiter-Ausbildung in Maria Laach: Unvergessene Programme, Themen, Lernerfahungen, wahrscheinlich die beste Ausbildung meiner Berufszeit überhaupt und das Aushalten von außerordentlich diversen Charakteren im Seminar mit Wertschätzung für jeden Einzelnen.
Die Werkstätten, erst im Pfälzer Bereich, später im Hunsrück, werde ich auch nicht vergessen. Die kreativen, teilweise ver- oder entrückten Ansätze mit Parsifal nächtens an der Burgmauer, Stillarbeit nach Mitternacht, Kälberstricke machen, im nächtlichen Wald eine Stunde rumstehen und lauschen. Sophia, was für ein Erlebnis jedes Mal. Dort habe ich auch Jörgs schauspielerischen Talente immer und immer wieder bewundert.
Ab 2005 hat mich SYNNECTA wieder neu überrascht. Als Begleitung der Organisationsentwicklung in AsiaPacific, Jahr für Jahr, und immer wieder irgendwie neu, ein bisschen anders, immer wieder dazugelernt und seitdem habe ich erlebt, wie Rüdiger die anderen Kulturen in sein Herz schließen konnte und sie ihn.
Ohne SYNNECTA, Rüdiger und Jörg hätte ich folgendes nie erlebt: Der Blick hinter die Kulissen der Allianz Arena, ein Treffen mit Dirigent Gergiev, Speckstein bearbeiten, Fussballschiedsrichter im Gespräch, geniale Gesangsübung am Abend, Haare färben, den eigenen Nachruf schreiben, walks am Suzhou Creek und Galeristen, abendliche Gespräche am Chaoprayariver, Marriottriverside, Besuch in den Ardennen. Karaoke mit Kengo und viel Sake in Zhuhai. Masken gestalten und durch selbige sprechen, modrige Betten und zugige Altbauhotels in Suzhou, Mandala legen mit vielen eigenen späteren Anwendungen. Geniale Theaterstücke, Photosafaris.
Und am Tag nach 9/11 die einfühlsame Begleitung aller Synnectianer, Bamberg mit dem halben Kostüminventar der Bamberger Oper. Ein Trauerredner, eine Sternwarte, die Verwandlung mittels einer Photographin …
Kreativ, einfallsreich, um die Ecke denken, klare Kante zeigen, und immer wieder bereit zu sein, etwas anzubieten, das zunächst nur auslöst: was soll denn das nun schon wieder?
Danke, SYNNECTA, Rüdiger und Jörg, dass ihr mir das hier nähergebracht habt:
Komplementäres Arbeiten, ja, aber auch Kopf gewaschen kriegen: Mach’s alleine!
Ohne Agenda anfangen. Was liegt an? Daraus ergeben sich die Themen und der Fahrplan.
Über sich selbst möglichst wenig reden und trotzdem dranzusein an den anderen.
Die geteilte Zuneigung zu unseren Asiaten.
Härte gegenüber Hierarchien und nicht einknicken.
Verlässliche Partnerschaft, immer.
SYNNECTA ist, mit einem Wort beschrieben: Authentisch!
Wolfgang Knöppel