»Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er mit seinen eigenen Schwingen fliegt.« (William Blake, Die Hochzeit von Himmel und Hölle)
Persönliche Entwicklung fordert uns auf und heraus, immer weiter, bestimmter und selbstsicherer aus unseren Schutzzonen herauszutreten in ein Leben immer größerer (Selbst-)Verantwortung und Bewusstheit.
Diese Entwicklungsschritte bzw. –stufen sind stets jeweils mit Ängsten, Sorgen und Unsicherheiten verbunden. Doch gerade diese Ängste und Hemmungen, um nicht zu sagen Blockaden, künden von ungelöster Liebe, die wiederum Kraft und Freiheit bedeutet.
Diese Energie, diese damit einhergehenden Ausdrucks-und Entfaltungsmöglichkeiten, kommen also nur denjenigen zu, die bereit sind, in den Bereich ihrer Ängste und Unsicherheiten einzudringen um darin eine Wirklichkeit zu erfahren, welche die ehedem als Angst wirkenden und abgespaltenen, antagonistischen Energien, nun als positive Lebenskraft integriert.
Aus dieser, das alte gehemmte Selbst überschreitenden Integration, ersprießen wie durch Zauberhand, aber eigentlich ganz logisch, multiple neue Lebensmöglichkeiten, die uns dann, und nur dann auf immer breiteren Schwingen in weitere Himmel tragen, wenn wir den Weg der Bewusstheit, (Selbst-)Verantwortung und Liebe fortsetzen. Voraussetzung dafür ist, den, im Vergleich zu früheren Entwicklungsstufen, sich subtiler manifestierenden Ängsten und Blockaden, mit eben jener entschlossenen Furchtlosigkeit zu begegnen, die uns erst soweit geführt hat.
Die Entwicklung, die wir nehmen, ist essentiell ein innerer Weg, der von außen besehen durchaus einer konventionell nachvollziehbaren Logik entbehren kann; der von augenscheinlichen Brüchen, Widersprüchen oder Rückentwicklungen gekennzeichnet sein mag. Es sind gerade diese biographischen Bruchkanten, die den lebenszugewandten Ablöseprozess von ausgedienten Geschichten und geistigen Modellen sichtbar machen.
Biographische Brüche, Neuanfänge, Schicksalsschläge und Verluste werden oft als Scheitern oder Versagen wahrgenommen. In ihnen wirkt jedoch eine tiefe Befreiungs- und Erneuerungssehnsucht, die, wenn wir die Liebe darin erkennen und schätzen lernen, unser Bewusstsein mit Frieden, Nachsicht und Wohlwollen uns und unseren Mitmenschen gegenüber anfüllt.
In der Organisationsentwicklung geht es ebenfalls stets um Veränderungsprozesse, die allerdings neben der persönlichen Ebene nicht nur technische und organisatorische Strukturen/Abläufe betreffen, sondern in unserer Arbeit vor allem auch zwischenmenschliche Kommunikations – und Verhaltensmuster sowie in der Organisation herrschende Normen, Werte und Machtkonstellationen.
Dabei entstehen bei den Beteiligten oder bei bestimmten Beteiligten in aller Regel Widerstände, die auf Ängste und Projektionen zurückgehen. Analog zur persönlichen Entwicklung, erschweren die Entwicklung einer Organisation meist geistige Modelle, die sich durch Angst und Zersplitterung konstituieren und die oft unbewusst in einer Organisation wirksam sind.
Nur wenn es gelingt, die Beteiligten eines solchen Veränderungsprozesses zu der Ausleuchtung persönlicher Angst- und Widerstandszonen zu ermutigen, kann letztlich auch die Organisation als Ganzes langfristig ihre Schwingung erhöhen.
Tom Emmerich
Bild: Tom Emmerich