SYNNECTA und die Pathfinder sind nun schon beinahe Tradition! Auch dieses Jahr waren wir am 1. Mai zusammen mit den CEO’s führender Unternehmen, inspirierenden Rednern und rund 800 Talenten von Allianz, Daimler, Siemens, Deutsche Bank, Deloitte und Techniker Krankenkasse in Berlin. Die CEO’s wählen einen Redner zu einem für ihn relevanten Thema aus und laden ca. 100 Talente aus dem eigenen Unternehmen ein, um den 1. Maifeiertag im intensiven Dialog zu Zukunftsthemen zu verbringen.
Joe Kaeser (CEO Siemens AG) hatte Dr. Jonas Ridderstraele, Autor des Buches Funky Business aus dem Jahr 2000 und Reenergizing the Corporation, How Leaders make Change Happen von 2008 eingeladen. Die Kulturen der erfolgreichen Unternehmen schaffen Räume, wo Kreativität sich entfalten kann und Risikofreude und Unternehmertum als prägende Werte sich entfalten. Die erfolgreichen Unternehmen sind hochinnovativ, schnell experimentierfreudig und heterachisch. Der Wandel von der hierarchischen Führung hin zu Selbstorganisation, der Abschied von der Orientierung nach oben hin zu lateraler Aufmerksamkeit waren nur einige der Einsichten, die Ridderstraele in lebendiger und unterhaltsamer Weise präsentierte.
Dieter Zetsche (CEO Daimler AG) hatte den renommierten Tänzer Eric Gauthier vom Theaterhaus Stuttgart mitgebracht, der mit dem Auditorium im Tempodrom zum Thema »Spirit« arbeitete bzw. tanzte. Gauthier brachte auf sehr überzeugende Art die Menschen in Bewegung und ins Schwingen.
Jürgen Fitschen (Co-CEO Deutsche Bank), deutlich entspannter als auf der letztjährigen Veranstaltung und seine letzten beiden Dienstwochen genießend, hatte die »Pferdeflüsterin« Linda Weritz eingeladen, die auf Pferde spezialisierte Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin aus Düsseldorf. Als leidenschaftliche und erfolgreiche Dressurreiterin hat Linda Weritz ein weltweit einzigartiges Trainingskonzept entwickelt, das die Natur der Pferde konsequent respektiert und würdigt und es möglich macht, Pferde auf diesem Weg völlig gewaltfrei auszubilden. Es war sehr deutlich, inwieweit sich die Prinzipien ihres Trainingskonzepts auf die Führung in Unternehmen übertragen lassen und welche entscheidende Bedeutung Empathie und Vertrauen im Führungsprozess besitzen.
Jens Baas (CEO Techniker Krankenkasse) führte den Informatiker und Künstler Prof. Jürgen Schmidhuber ein. Seine bahnbrechenden Forschungen haben die Idee der optimalen Zukunftsvorhersage aus bisher beobachteten Daten revolutioniert. Er beschäftigt sich mit maschinellem Lernen, neuronalen Netzen, Kolmogorow-Komplexität, Digitalphysik, Robotik, Kaum Komplexe Kunst und Theorie der Schönheit.
Mit der Gödelmaschine zur Lösung beliebiger formalisierbarer Probleme hat Schmidhuber einen extrem mutigen Wurf gewagt. Über einen asymptotisch optimalen Theoreembeweiser überschreibt die Gödelmaschine beliebige Teile ihrer Software, sobald sie einen Beweis gefunden hat, dass dies ihre zukünftige Leistung verbessern wird. Nicht nur, dass wir Menschen sehr viel länger an alten Verhaltensweisen und Denken festhalten, obwohl wir längst erkannt haben, dass Anderes uns in der Zukunft leistungsfähiger machen würde, also ein »deutlich anderes Programm« fahren, sondern auch die sich über die enormen digitalen Möglichkeiten und Robotik aufreißenden Perspektiven haben uns im wahrsten Sinne an das Thema »Leading the Future« geführt.
Oliver Bäte (CEO Allianz) hatte Gary Hamel von der London Business School eingeladen und dieser redete über »Added Value«. Dabei wiederholte er intensiv die wertvollen Gedanken aus seinem letzten Buch von 2012: What Matters Now: How to Win in a World of Relentless Change, Feroucious Competition, and Unstoppable Innovation. Es geht um Umdenken und Neu-Denken, um Selbstorganisation und Experimentieren in einer Organisationswelt, die sich von Hierarchie und Bürokratie immer mehr lösen muss, um einerseits den Ansprüchen der Kunden und andererseits der jungen Generationen gerecht werden zu können.
Markus Kerber (BDI) und Martin Pleindl (Deloitte) hatten sich als Paten für Prof. Dr. Yasmin Mei-Yee Weiss entschieden. Die deutsch-chinesische Wissenschaftlerin sprach über Digital Talent und Digital Leadership. Sie zitierte in ihrem Vortrag bisher unveröffentlichte Ergebnisse einer umfangreichen Studie zu Kompetenzen im digitalen Zeitalter. Eine eigene technologische und digitale Kompetenz gehört zu den Bedingungen für Digital Leadership. In der Studie wird allerdings eine ganz andere Kompetenz als die wichtigste identifiziert: Das Zusammenstellen und Führen von »truly diverse«-Teams. Wir sind auf die Veröffentlichung der Studie im Sommer sehr gespannt und werden im Blog darüber berichten.
Einen besonders eindringlichen, goldenen Augenblick gab es gleich zu Beginn, als Julia Engelmann mitten in die Herzen der Anwesenden sprach. Ein lichtvoller Moment, den die junge Schauspielerin und Poetry Slammerin aus Bremen uns mit ihrem Gedicht schenkte! Es war ein anregender, sonniger Sonntag in Berlin.
Es ist jedoch am Ende der Pathfinder 2016 schon sehr verlockend, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn wir die Ausgangslage umdrehen würden und nicht die CEO’s, sondern die Talente die Inspiratoren und Redner bzw. Beiträger und ihre CEO’s einladen würden und ein bisschen mehr Zeit für Interaktion, Beteiligung und Dialog möglich wären. Auch hier liegen Chancen den so dominierenden Ruf nach Loslösung von der Hierarchie und nach Selbstorganisation und Beteiligung auch im Design der Veranstaltung abzubilden.
Das Handelsblatt als Veranstalter feierte an jenem Wochenende sein 70-jähriges Jubiläum und auch SYNNECTA gratuliert herzlich zu diesem stolzen Jubiläum und der gelungenen Veranstaltung in Berlin.
Jörg Müngersdorff