Wer eine wirklich gut verständliche und kompakte Einführung in die Philosophie sucht, der greift am besten zum Philipp Hübls »Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie«.
Das Buch unterscheidet sich vor allem durch zwei Eigenschaften von anderen philosophischen Einführungsbüchern: Zum einen vertritt Hübl die Auffassung, dass sich auch Philosophen klar und verständlich ausdrücken können – ja sogar sollten. Er zeigt, dass sich hinter schwer verständlichen Texten oft genug nur banale oder unsinnige Aussagen verbergen, dass ihre Verfasser es manchmal nur vertuschen möchten, wenn sie nicht viel zu sagen haben.
Für Hübl sind Philosophen in der heutigen Zeit …
… Ärzte ohne theoretische Grenzen, die nicht nur Sprachverwirrungen therapieren, sondern Unsinn in allen Lebenslagen entlarven. Sie arbeiten mit einem Wahrheits-Detektor, der Alarm schlägt bei den Worthülsen der Politik, der Propaganda der Werbung, den Klischees des Kinos und den Fehlschlüssen in Fernsehsendungen und Zeitungsberichten.
Zum anderen rückt Hübls Übersicht nicht die großen Denker als Persönlichkeiten und Begründer von philosophischen Schulen in den Mittelpunkt, sondern ihre einzelnen Argumente. Er zählt nicht nur auf, welche philosophischen Strömungen es gegeben hat und gibt, sondern ordnet sie ein. Dabei geht er auch darauf ein, welche Bedeutung einzelne Überlegungen für die Debatten unserer eigenen Zeit haben und welche Gedankengebäude sich eher als Irrwege erwiesen haben.
Hübl widmet sich den großen Fragen der Philosophie, etwa ob es einen Gott gibt, wie es um unsere Entscheidungsfreiheit bestellt ist, ob Träume und Gefühle eine Funktion haben, woher wir unser Wissen nehmen, wie Sprache funktioniert, warum wir etwas schön finden, wie man ein glückliches Leben lebt und was es mit dem Tod auf sich hat. Dabei holt er den Leser aber immer bei Beobachtungen ab, die jeder aus seinem eigenen alltäglichen Erleben nachvollziehen kann, was das Buch zugleich äußerst unterhaltsam macht.
Hervorragend ist auch das transparente Literaturverzeichnis – endlich einmal eines, das ganz konkret die Seitenzahlen der zitierten Werke mit angibt. Kein Wunder, dass »Folge dem weißen Kaninchen« 2013 bereits in der sechsten Auflage erschienen ist.
Philipp Hübl: Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie
Rowohlt 2012 | 352 Seiten
Sabine Anders