Wer ist für die Gesundheit der MitarbeiterInnen verantwortlich? Wie wirken sich flexible Arbeitswelten auf unsere Gesundheit aus? Wie entwickeln Unternehmen eine gesundheitsbewusste Kultur?

Um Fragen wie diese zu diskutieren, trafen sich am 30. März 2017 HR-Vertreter verschiedenster Organisationen und Branchen, Unternehmer und Gesundheitsexperten zur SYNNECTA Tischrunde. Der Ort war ideal: Das Yoga-Zentrum Tajet Garden in Köln bot eine optimale Atmosphäre, gesunde Kost und auch das schöne Wetter trugen zur positiven Stimmung bei.

Gefahr der Selbstausbeutung

In Zeiten zunehmender Digitalisierung, Flexibilisierung und Agilität nimmt der direkte Einfluss der Führungskräfte ab. Die Anforderungen an das Selbstmanagement und die Selbstführung der Mitarbeiter steigen. Abnehmende Kontrolle durch die Führungskräfte führt meist nicht (wie oft befürchtet) dazu, dass Mitarbeiter weniger arbeiten. Das Gegenteil ist der Fall. Flexible Arbeitsorte und Arbeitszeiten scheinen Mitarbeitende dazu zu motivieren, noch mehr zu arbeiten und die eigenen Grenzen (der Belastbarkeit) zu missachten. Folge davon: steigende Fallzahlen psychischer Erkrankungen und Erschöpfungssyndrome.

Neue Kompetenzen notwendig

Mitarbeitende in agilen Strukturen benötigen neue Kompetenzen, um sich selbst gesundheitsbewusst führen zu können. Um Verantwortung übernehmen zu können, brauchen die Mitarbeitenden Wissen über Gesundheit und Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele. In grenzenlosen Arbeitswelten müssen sich Mitarbeiter selbst Grenzen setzen. Dies bedeutet auch, sich von krankmachenden Anforderungen abzugrenzen. Der konstruktive Umgang mit Unklarheit, Widersprüchen, kritischen Drucksituationen und Stress wird dabei bedeutsamer. »Resilienz« wird also zu einer Schlüsselkompetenz in der VUCA-Welt.

Diese neue Gesundheitskompetenz gilt es nun gemeinsam zu entwickeln: Die Unternehmen müssen organisationale Rahmenbedingungen herstellen, die neben Flexibilität und Agilität auch für Gesundheitsorientierung geeignet sind. Mitarbeiter können mit ihrem Input und ihrem Feedback diesen kulturellen Aspekt mit gestalten.

Rolle der Unternehmen bedeutsam

Unternehmen können Mitarbeiter dazu befähigen, sich gesund zu verhalten. Dies kann mittels Wissens- und Informationsvermittlung auf unterschiedliche Weise geschehen, z.B. über Trainings und Vorträge, aber auch auf digitalen Kanälen (blended learning wird hierbei immer bedeutsamer). Auch wenn die direkte Führung eine weniger aktive Rolle einnimmt, können Fürungskräfte ihre Mitarbeiter dazu motivieren, sich gesundheitsgerecht zu verhalten und die gelernten neuen Verhaltensweisen im Arbeitsalltag umzusetzen.

Die Unternehmenskultur muss »gesundes Leben« nicht nur gestatten, sondern fördern. Gerade in Teams, die gemeinsam neue Verhaltensweisen in ihren Arbeitsalltag integrieren, werden aktuell dazu positive Erfahrungen gesammelt. So wurden in Kundenbetreuungs-Teams einer Versicherung und eines Energieversorgers gemeinsam Teamrituale beschlossen und eingeführt. In beiden Fällen führte dies zu einem Rückgang der AU-Tage und zu einer Verbesserung des Arbeitsklimas.

Bernd Burkhardt-Patzina