Vom Leben in Thailand und kulturellen Erlebnissen

»Same same, but different« –  Was will uns der Verkäufer an der Straßenecke denn damit sagen? Wo steckt der Sinn?

Flaniert man durch Bangkoks Straßen, fliegt einem dieser Satz von allen Seiten um die Ohren. Dieser Ausdruck ist Aufdruck unzähliger T-Shirts und aufgrund seiner Sinnlosigkeit mittlerweile Kult in Thailand. Was uns die Verkäufer damit sagen wollen? Ehrlich gesagt – wir wissen es nicht! Sie verwenden den Spruch nahezu universell, was ihn noch unsinniger erscheinen lässt.

Doch betrachtet man diesen völlig absurden Spruch in einem anderen Zusammenhang, ergibt er plötzlich einen Sinn. Wir Menschen sind anatomisch und physisch alle gleich, egal ob Inder, Franzose oder Mexikaner. Wir alle sind Menschen und somit »same same«. Lenkt man den Blick jedoch auf die einzelnen Kulturkreise, so unterscheiden sich diese voneinander und sind somit alle »different«. Wir werden geboren, wachsen auf und werden von unserer Umwelt geprägt. Wir nehmen die Werte, Normen und Traditionen unserer jeweiligen Kultur an und sind somit Teil einer Organisation. Dadurch entstehen weltweit viele Kulturkreise, die sich bezüglich diverser Charakteristiken voneinander unterscheiden. Wie groß diese Unterschiede sein können, erleben wir gerade am eigenen Leib.

Als wir uns vor ein paar Monaten dazu entschieden haben, ein Praktikum bei SYNNECTA in Bangkok zu absolvieren, wussten wir, dass wir uns in ein kulturelles Abenteuer stürzen werden. Und genau das erleben wir – eine anders tickende Welt. Uns begrüßten eine farbenfrohe und vielseitige Stadt, prunkvolle Tempel und sehr viele Menschen.

Nach den ersten drei Wochen in Bangkok haben wir die Thailänder als außerordentlich gelassene Menschen kennengelernt. Schon am Flughafen, einem Ort, der für uns Europäer an Hektik nicht zu übertreffen ist, war kaum ein Hauch von Stress zu spüren. Eine lockere Lebenseinstellung strahlen die Thailänder selbst an solch stressigen Orten aus. Sogar in dem überaus chaotischen und hektischen Berufsverkehr, den wir als wahnsinnig nervend empfinden, ist für den Thailänder ein Seufzer bereits genug, um über diese Situation hinwegzusehen.

Bangkok wird beherrscht von einer »take-it-easy«-Lebensweise. Diese wirkt sich jedoch auch auf den Umgang mit der Umwelt und der Nachhaltigkeit aus. Die Produktion von Müll ist enorm, die Beseitigung und Verarbeitung davon ist miserabel und eine dichte Wolke aus Abgasen liegt permanent über der Stadt. Der Bau der vielen Wolkenkratzer schränkt die Luftzirkulation über den Straßen in großem Maße ein, dies hat bereits gesundheitsschädigende Auswirkungen auf manche Bewohner.

Die bekannteste und ausgeprägteste Eigenschaft der Thailänder ist ihre Freundlichkeit. Egal, ob im Supermarkt, auf den Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, die Menschen haben immer ein Lächeln parat und zeigen sich stets hilfsbereit. Vor allem im Verkauf verhalten sie sich extrovertiert. Klar erkennbar wird hier die Dringlichkeit des Wirtschaftens. Konsumgüter sind im Überfluss vorhanden und daraus ergibt sich ein hoher Konkurrenzdruck. Die unzählig vielen Straßenhändler versuchen ihre Ware anzupreisen und gehen dabei offen auf die potenziellen Kunden zu. Im privaten Leben jedoch belassen sie ihre Offenheit auf einer oberflächlichen Ebene und geben nur wenig von sich persönlich preis. Diese Verschlossenheit uns gegenüber lässt sich allerdings auch auf ihre schlechten Englischkenntnisse zurückführen.

Immer wieder findet man in Thailand diese Art von Gegensätzlichkeiten. Zum einen zeigt sich das Land von einer gänzlich übertrieben offenen Seite, die selbst manch einen Europäer überfordert. Zum anderen leben sie nach extrem konservativen Einstellungen und Traditionen.

All diese Eigenschaften sind einzelne Puzzelteile, die die Kultur von Thailland zusammensetzen. Die Kultur eines Landes ist nicht nur für ihre Bewohner ein essentieller Bestandteil, sondern auch für alle anderen Menschen, die mit diesem Land in Berührung treten. Gerade im beruflichen Kontext ist es von äußerster Wichtigkeit, Fingerspitzengefühl gegenüber der Kultur des Geschäftspartners zu zeigen. Denn wie beispielsweise Geert Hofstedes Studie »National Influences« zeigt, haben nationale Kulturen einen enormen Einfluss auf die Führung von Unternehmen.

Um bei einer interkulturellen Zusammenarbeit größtmöglichen Erfolg zu erzielen, ist es daher unumgänglich, sich intensiv mit der anderen Kultur auseinanderzusetzen und sich dieser angemessen zu verhalten. Damit diese Absicht auch optimal umgesetzt werden kann, ist es empfehlenswert, einen Berater aus dem jeweiligen Kulturkreis hinzuzuziehen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in den Menschen und damit auch in ihrer Kultur.

Alexandra Dick, Tonja Passolt