Dirk C. Fleck: Das Tahiti-Projekt

Selten habe ich den Ausgang des Kampfes zwischen Gut und Böse so genossen wie in diesem Buch. »Das Tahiti-Projekt« ist ein hervorragender Politthriller, der sich streng an die klassischen dramaturgischen Gesetze des Genres hält. Aber warum freut mich das Aroma des Sieges über das Böse hier besonders? Weil es hier etwas Wunderbares zu verteidigen gibt, was bisher leider noch nicht Wirklichkeit geworden ist – aber man wird doch mal träumen dürfen …

»Es ist machbar, wir müssen es nur tun!« ist für mich die Botschaft dieses Buches, das mehr ist als eine fiktive Story. Natürlich ist die Handlung erfunden, denn sie spielt im Jahr 2022. Doch alle phantastisch anmutenden ökologischen und ökonomischen Konzepte, die auf dem zum Hauptschauplatz erwählten Tahiti umgesetzt werden und für nahezu paradiesische Verhältnisse sorgen (die allerdings manchen Gefahren ausgesetzt sind), weisen einen besonderen Clou auf: Sie stehen uns bereits seit Jahren zur Verfügung!

Unterstrichen wird diese Erkenntnis durch die (für einen Roman nicht häufige) Abrundung durch ein Glossar und eine Liste von Internet-Links zur Vertiefung. Doch keine Angst: Dies ist kein Sachbuch im Kleid eines Romans, sondern eine reinrassige spannende Geschichte, die allerdings nicht nur die Zeit vertreiben hilft, sondern sie sinnvoll ausfüllt.

Kein Geringerer als Jean Ziegler, UN-Menschenrechtskommissar, Bestseller-Autor (»Das Imperium der Schande«) und prominenter Globalisierungsgegner, hat diesen Roman im Klappentext geadelt. Dort bezeichnet er das Tahiti-Projekt als »ein Buch der Hoffnung« und damit trifft er den Nagel meiner Meinung nach auf den Kopf. Dieses Buch ist nicht nur ein Ökothriller der Extraklasse, wie es in der Verlagswerbung heißt. Das ist es auch. Aber die eigentliche Faszination bezieht der Roman aus dem Gesellschaftsentwurf, der hier anschaulich dargelegt wird. Damit sprengt er den Rahmen der Unterhaltungsliteratur und hebt sich wohltuend ab von den in Mode gekommenen Hochrechnungen zu erwartender Katastrophen.

Kurzbeschreibung

Cording, ehemals idealistischer Journalist für eines der großen Magazine, ist müde von den vielen Recherchereisen an die zerstörten Orte der Welt, zu denen mittlerweile im Jahr 2022 auch seine Heimatstadt Hamburg gehört. Die Bäume sind abgeholzt, die Pflanzen gentechnisch verändert, die Innenstadt ist für die Arbeitslosen gesperrt. Als Cording deshalb den Auftrag erhält, in Tahiti über das dortige Projekt eines ökologisch und ethisch vertretbaren alternativen Lebenskonzepts zu berichten, sieht er darin zunächst nichts als eine wohlverdiente Auszeit. Doch schon bald lässt er sich vom Idealismus des jungen Präsidenten Omai anstecken. Nur dass das friedliebende Land der globalen Wirtschaft ein Dorn im Auge ist und Cording schon bald in eine Affäre ungeheuren Ausmaßes hineingezogen wird …

Über den Autor

Dirk C. Fleck wurde 1943 in Hamburg geboren. Nach dem Studium an der Journalistenschule München volontierte er beim Spandauer Volksblatt in Berlin und war Lokalchef der Hamburger Morgenpost. Er war Redakteur bei Tempo und Merian, seit 1995 ist er als freier Autor für die Magazine Spiegel, Stern und Geo tätig und schreibt für die Welt und die Berliner Morgenpost. Er ist Autor des Öko-Thrillers »Palmers Krieg« (1992) sowie des Zukunftsromans »GO! Die Ökodiktatur« (1993), für den er den deutschen Science-Fiction-Preis erhielt. Dirk C. Fleck lebt in Hamburg.

Der Autor Dirk C. Fleck ist für sein Buch mit dem Deutschen Science Fiction Preis 2009 ausgezeichnet worden. Die vollständige Laudatio sowie weitere Informationen über das Tahiti Projekt finden Sie unter www.tahiti-project.org/sites/12_aktuelles.html

Dirk C. Fleck: Das Tahiti-Projekt
Deutsch | Piper 2010 | 343 Seiten

Renate Standfest