Martin McDonagh: The Pillowman

All these political … what would you call ‚em? ‚The government should be doing this.‘ Please. Fuck off. You know what I say? I say if you’ve got a political axe to grind, if you’ve got a political what-do-you-call-it, go write a fucking essay, I will know where I stand. I say keep your left-wing this, keep your right-wing that and tell me a fucking story!

So Katurian. Allerdings sagt er dies in einem Verhör, nachdem er in einem totalitären Staat wegen seiner schriftstellerischen Tätigkeiten von der Geheimpolizei verhaftet wurde. Katurian schreibt kafkaeske Kurzgeschichten, die, wie er behauptet, nichts mit der Realität zu tun haben.

Katurian weiß anfangs nicht, warum er festgenommen wird, und bestreitet vehement, mit seinen Geschichten irgendetwas aussagen zu wollen. Erst im Laufe des Verhörs erfährt er, dass jemand Morde begeht, die auf seinen Erzählungen basieren. Der geständige Hauptverdächtige ist sein geistig zurückgebliebener Bruder Michal.

Trotz des ernsten Themas wird der Leser (oder der Zuschauer – es handelt sich um ein Theaterstück) garantiert lachen. So unglaublich es klingt, in McDonaghs Text wird über Folter und Mord gelacht, ohne dass der Ernst fehlt, mit dem die Themen behandelt werden – eine ungeheure Leistung des irischen Dramatikers und eine Mischung, die »The Pillowman« schon allein lesens- oder sehenswert und zu einer einzigartigen Erfahrung macht.

Man kann die Einzelheiten der Handlung hier nicht vorwegnehmen, denn McDonagh inszeniert ein Verwirrspiel, bei dem sich die Deutung der Ereignisse jede Minute radikal verändert. Was wirklich ist und was geschauspielert, was Wahrheit ist und was Lüge oder bloße Behauptung, ist schon bald nicht mehr so leicht festzustellen. Immer, wenn man glaubt, man weiß, was sich zugetragen hat, wird einem erneut der Boden unter den Füßen weggezogen.

Jeder, der sich schon einmal Gedanken über das Verhältnis von Wirklichkeit und Kunst gemacht hat, oder über die Verantwortung des Künstlers und seines Rezipienten im Umgang mit der Kunst, oder darüber, wie Wirklichkeit entsteht (nicht nur auf der Bühne), wird »The Pillowman« mit Gewinn lesen. Niemand wird es bereuen.

Martin McDonagh: The Pillowman. A Play
Englisch | Faber & Faber 2005 | 112 Seiten

Sabine Anders