Kurze Wege, zufällige Begegnung, informelle Gespräche

Die soziale Infrastruktur informeller Beziehungen steigert die Leistungsfähigkeit von Individuen und Gruppen und ist ein wesentlicher Innovationsfaktor. Hans Blumenberg beschrieb das im Rückblick auf sein Arbeiten an Universitäten, Erfahrungen innerhalb einer kleinen Universität der Nähe in Kiel bis zu einer Großstadtuniversität in Bochum:

»Man ging nach nebenan, um sich ins Bild zu setzen, Instrumente und Quellen zu nutzen, die man selbst noch nicht hatte, Präparate und Versuche zu sehen, die Signifikanz von Daten abzusichern, Aufgaben abzugeben, für die man größere Kompetenz vermutet. Kurze Wege ersetzen Zwischenträger und Teilüberdeckungsfächer. An Großstadtuniversitäten haben oft schon die weiten Wege derartiges verhindert, noch ehe die Anstalten übergroß wurden und keiner mehr keinen kannte.«

 

(Zwischenfachlich – ein Provisorium UNF 3368/69) zitiert nach R.Zill Der absolute Leser, S.280

Die neuen Bürokonzepte mit ihren inszenierten Begegnungsräumen, der Chance zur zufälligen informellen Begegnung waren sich dessen sehr bewußt. Vieles, was ein Unternehmen bewegt, was Verbesserungspotential und auch Erneuerungspotential trägt, findet in der informellen Struktur statt, jenseits der Organigramme und definierten Prozesse.

In einer weiter fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt und der Ausdehnung von Home Office Arbeiten wird es darauf ankommen, die informelle Ebene des Arbeitens, der Kommunikation, der Anregung nicht zu verlieren. Eine Kaffeepause im virtuellen Meeting ist etwas sehr anderes als eine Kaffeepause im analogen Treffen. Als analoge Wesen brauchen wir analoge Begegnung.

Rüdiger Müngersdorff

Home Office Essentials: So arbeiten Sie und Ihr Team produktiv von Zuhause aus

Irgendwann wird die Corona-Krise Geschichte sein. Doch die Veränderungen, die sie ausgelöst hat, werden uns vermutlich noch länger oder gar dauerhaft begleiten. Und aktuell stellt die Situation für viele Menschen im Home Office eine enorme Herausforderung dar. Die gute Nachricht: Es gibt viele Tipps, wie man das Beste aus der Situation machen kann. Mit unserem »6 C« Modell wollen wir helfen, die erste Zeit im Home Office leichter zu gestalten.

Warum das Home Office aktuell so eine große Herausforderung ist

Mitarbeitende stehen drei Herausforderungen gegenüber:

  • Corona-Krise mit Sorge um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen – ggf. Umgang mit Tod/Lebensbedrohung von geliebten Menschen
  • Herausforderung ad-hoc Home Office
  • Hoher Zielerreichungsdruck, der in vielen Branchen herrscht und der auch durch Corona kaum nachgelassen hat. Ein Beispiel dafür sind Einkaufsabteilungen in großen Industrieunternehmen, die aktuell mit großer Unsicherheit in der Supply Chain zu kämpfen haben.

Die individuellen Härten können variieren:

  • Für Singles: Hier wird das erzwungene Alleinsein leicht als Einsamkeit erlebt. Nicht nur die Kolleg*innen fehlen, auch die normalen sozialen Kontakte.
  • Sind Kinder (egal welchen Alters) im Haus, führt das Wegbrechen eingespielter Routinen leicht zum inner-familiären Kollaps. Alleinerziehende trifft es noch ärger als Paare.
  • Selbst Paare müssen sich ad-hoc an die ungewohnte und dauerhafte Nähe auch während des Tages und v.a. der Arbeitszeit gewöhnen.

Für alle gilt: Das natürliche »Ventil« der außerhäuslichen Zeit ist verstopft. Die Vermischung von Privatem und Beruflichem belastet das Gemüt. Es ist keine geplante und selbst gewählte Lebensführung, sondern eine ad-hoc aufgezwungene Lage.

Darum trifft »das bisschen Home Office« viele Mitarbeitende in der derzeitigen Lage so hart

  • Das Home Office ist in den seltensten Fällen als Büro geeignet: häufig kein eigener Raum; selten ein ergonomischer Arbeitsplatz (Licht, Tisch, Stuhl …); die Infrastruktur ist ggf. schlechter als im Büro (Lautstärke, Internetbandbreite).
  • Die soziale Unterstützung durch die Kollegen/Kolleginnen fehlt.
  • Für Familien mit Kindern und Jugendlichen ist es noch schwieriger: Diese sind in »Zwangsferien«, aber gleichzeitig stark eingeschränkt in den Freizeitmöglichkeiten (Treffen mit Freunden verboten; Sport-/Vereinsaktivitäten abgesagt). Der normale Tagesrhythmus ist verloren. Und jede Altersgruppe hat ihre eigenen Herausforderungen. Teenager haben mit der eigenen Identitätsentwicklung zu kämpfen und rebellieren ggf. gegen die Dauernähe der Eltern. Kleine Kinder verstehen die plötzlich eingetretenen Zwänge der Situation nicht so schnell. Dem Bewegungsdrang kann nicht mehr ausreichend Freiraum gegeben werden.

Privates und Berufliches vermischen sich

  • Das Gehirn braucht klare Hinweise, um Business und Familie unterscheiden zu können. Distanz (räumlich, zeitlich) und »Separatoren« helfen dabei.
  • Das hilft nicht nur bei der Work-Life-Balance, sondern ist auch für konzentriertes Arbeiten unerlässlich. Die Kernbotschaft des Bestsellers Deep Work von Cal Newport lautet: Social Media und andere ablenkende Aktivitäten radikal auf fixe Zeiträume begrenzen. Auch geschäftliche Emails sollten nicht ständig »gecheckt« werden, sondern nur zu festen Zeiten; ggf. muss man für dringende Fälle spezielle Absprachen treffen (oder Filter setzen).

Reflexion: Review der letzten Tage

  • Wann vermische ich Privates und Berufliches leicht? Wo sind meine »Work-Life-MASH-Ups«?
  • Bei welchen Gelegenheiten kann ich gut differenzieren? Was hilft mir dabei?

Wie wirken Krisenzeiten auf die menschliche Psyche?

  • In Krisenzeiten werden Menschen in ihrer Art »krasser«, d.h. bestehende Denk- und Verhaltensmuster verstärken sich. Die bisherigen Ausprägungen des Mindsets werden schriller. Plakativ gesprochen: Extrovertierte werden hektischer, Introvertierte stiller.
  • In Krisenzeiten wächst die Sehnsucht nach Sicherheit und klarer Führung. Die Augen richten sich stärker auf die Führungskräfte.
  • Verbundenheit im Team wird wichtiger denn je; umgekehrt lässt empfundene Einsamkeit die Alarmglocken schrillen.
  • Selbstwirksamkeit ist ein neurobiologisches Grundbedürfnis: Wo kann ich selbst etwas tun, um die (meine) Situation zu verbessern?

Dabei gilt natürlich, dass jeder Mensch anders ist und anders auf Krisen reagiert. Auch die individuellen Problemlösungsstrategien (»Coping«) variieren.

Home Office Essentials – so gelingt das Arbeiten von Zuhause

Für eine produktivere Arbeit von Zuhause aus können Sie sich an unserem »6 C« Modell orientieren. Es unterstützt dabei, mehr Klarheit im Home Office zu schaffen:

  • CLEAR SPACE
  • CLEAR VIEW
  • CLEAR SOUND
  • CLEAR RITUALS
  • CLEAR COORDINATION
  • CLEAR COMMUNICATION

Die in unserem Guide zusammengestellten Tipps gelten natürlich nicht nur für Corona-Zeiten, sondern sind auch generell für das produktive Arbeiten aus den eigenen vier Wänden nützlich. Schicken Sie uns einfach eine kurze Nachricht an info@synnecta.com – und Sie erhalten die praktischen Hinweise als knapp 20-seitiges PDF-Dokument – für Sie kostenlos und unverbindlich.

Eike Reinhardt
Der Artikel wurde vom Autor ursprünglich veröffentlicht im Blog von agateno.

Virtueller Knigge

Tipps für virtuelle Workshops und Online-Zusammenarbeit

März 2020: Die Welt steht still, das Internet nicht. Server und Leitungen ächzen unter der Last an Milliarden zusätzlicher Bits und Bytes, die dafür sorgen, dass Mitarbeitende trotz räumlicher Distanz zusammenkommen und ihre Arbeit fortsetzen können.

Das plötzliche Home Office und Online-Arbeiten bedeutet für viele Menschen eine enorme Umstellung unter unbekannten, erschwerten Bedingungen. Anstelle eines persönlichen Meetings und gemeinsamen Kaffeetrinkens trifft man sich online in Telefonkonferenzen und virtuellen Meetings über Skype, WebEx oder Zoom. Was aber, wenn ganztägige Workshops virtuell durchgeführt werden sollen – und das vom Home Office aus, anstatt im Büro zu sitzen? Diese neue Situation löst bei Ihnen Unbehagen aus?

SYNNECTA-Berater*innen arbeiten seit 20 Jahren remote. Diesen Arbeitsalltag und unsere daraus gewonnenen Erkenntnisse teilen wir aus gegebenem Anlass mit Ihnen und Euch. Wir haben hilfreiche Tipps und zahlreiche Empfehlungen zusammengestellt. Hier ein Auszug daraus. Die ausführliche Version bestellen Sie kostenlos per Email (siehe unten).

Für Moderator*innen

  1. Arbeiten Sie insbesondere bei größeren Gruppen zu zweit. Eine Person moderiert (»Facilitator*in«) die Gruppe, ein zweite Person kümmert sich um die Technik, den parallelen Chat, um die zu präsentierenden Inhalte, das digitale White-Board, etc. (»Producer*in«).
  2. Gestalten sie den Ablauf prägnant und planen sie Workshops oder Veranstaltungen nicht zu lange (Empfehlung: max. 4 Std. Gesamtdauer pro Tag).
  3. Vereinbaren Sie klare Kommunikationsregeln: Wie erfolgen Wortmeldungen? Ggf. nutzen von Chat-Symbolen, um non-verbale Reaktionen zu ermöglichen. Was bedeutet Stille im virtuellen Raum? usw.
  4. Beachten Sie, dass eine klare, orientierungsstiftende Moderation noch wichtiger ist als im klassischen Workshop.

Für Teilnehmer*innen

  1. Prüfen Sie vorab die Funktionalität von Mikrofon, Kamera, etc.
  2. Bei Nutzung der Video-Funktion: Denken Sie an den Hintergrund und daran, was Sie preisgeben möchten. Optimieren Sie Kamera und Lichtverhältnisse vor Beginn des Workshops.
  3. Nehmen Sie eine bequeme Haltung ein – gerade bei längeren Sessions – und stellen Sie sich Getränke bereit.
  4. Achten Sie bewusster auf Ihre Stimme und Sprache:
    Berücksichtigen Sie, dass vieles an non-verbaler Kommunikation verloren geht. Erläutern Sie Dinge besser. Sprechen Sie deutlich, langsamer, prägnant und nicht zu lange. Senken Sie am Ende eines Beitrags bewusst Ihre Stimme und schalten Sie anschließen Ihr Mikrofon wieder auf stumm.

Technik

  1. Grundsätzlich gilt: Nicht-funktionierende Technik bzw. Verbindungsprobleme werden schnell zum Showstopper!
  2. Sowohl für Moderator*innen und Teilnehmer*innen gilt: Machen Sie sich soweit als möglich im Vorfeld mit der eingesetzten Software vertraut und prüfen Sie notwendige Technik.
  3. Zur Abwechslung und Auflockerung können technische Features genutzt werden (z.B. Abfragen, Kleingruppen etc.).
  4. Videochats bieten eine gute Möglichkeit Distanz zu überbrücken und digitales Abdriften zu vermeiden, erhöht jedoch den Datentransfer.

Möchten Sie weiterführende Informationen und Hinweise erhalten? Dann hinterlassen Sie uns gerne Ihre E-Mail-Adresse (senden Sie Ihre Nachricht an meilinger@synnecta.com) und wir lassen Ihnen unseren ausführlichen »virtuellen Knigge« zeitnah und kostenlos per E-Mail zukommen.

Thomas Meilinger