Die »Schönheit der Vergänglichkeit«

An einer faszinierenden Führung durch die Räumlichkeiten des einstigen Weltkonzerns Klöckner-Humboldt-Deutz, die sich heute raum13 – Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste nennen, nahm SYNNECTA teil.

Die dem Verfall preisgegebenen Verwaltungsräume und teilweise fast morbide anmutenden Industriehallen üben ihren ganz besonderen Reiz insbesondere dadurch aus, dass sie einen Ort für experimentelle und politische Kunst als auch eine Schnittstelle von Theater, Tanz, Performance, Musik und Medien bilden.

Lebendige Zeitzeugen der Stätte sind Unmengen an scheinbar achtlos zurückgelassenen Dokumenten, aber auch Möbelstücke und Einrichtungsgegenstände der ehemaligen Gasmotoren-Fabrik, die während ihres Leerstandes von unterschiedlichsten »Bewohnern« und deren Fußspuren zusätzlich geprägt wurde. Die szenische Führung bietet einzigartige Einblicke in diese Epoche der Industriegeschichte und lässt den Besucher auf wundersame Weise in die »Schönheit der Vergänglichkeit« eintauchen. Der fragmentarisch dokumentierte und inszenierte Verfall des Deutzer Zentralwerks bietet einen hervorragenden Raum für einen regen Austausch und Dialog zwischen Besuchern und Künstlern.

SYNNECTA dankt dem Team von raum13 – Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste für den empathischen und spannenden Nachmittag!

Sandra Klein

Präsentation der Fotos mit freundlicher Genehmigung von raum13 – Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste.

Pathfinder 2015 – Leading the Future – Berlin, 1. Mai 2015

CEO’s wählen ein zukunftsweisendes Thema, nominieren den Redner sowie je ca. 100 Talente aus dem eigenen Unternehmen und treffen sich am Tag der Arbeit im Flugzeughangar des Flughafens Tempelhof. Ein gelungenes Konzept mit einem leidenschaftlichen Gastgeber Gabor Steingart, dem CEO der Handelsblatt Verlagsgruppe.

SYNNECTA war als Gast dabei. Eine gute Gelegenheit für SYNNECTA, Kunden wiederzusehen und die nachfolgende Generation kennen zu lernen sowie vertraute Themen und Pioniere zu treffen.

So kündigt der CEO der Bayer AG Marijn Dekkers den Stuttgarter Risikoforscher Ortwin Renn an, der lebendig und kenntnisreich begründet, dass Innovation eine Kultur der Risikobereitschaft braucht. Er geht auch darauf ein, dass wir durch die mediale Vergrößerung von Einzelrisiken diese erheblich überschätzen, während wir gleichzeitig reale, aber abstrakte Risiken wie die Erderwärmung unterschätzen und zum Teil verdrängen. Der Aufsichtsrats-Vorsitzende der Daimler AG Manfred Bischoff hatte den Physiker Michael Feindt aus Karlsruhe eingeladen, der über Algorithmen referierte und über automatisierte Entscheidungen, die die Entscheidungsqualität aller repetitiven Entscheidungen entscheidend erhöhen. Allerdings gilt dies nicht für strategische Entscheidungen auf dem Weg in die Zukunft, wo nicht auf vorhandene Daten zurückgegriffen werden kann. Da kommen wir trotz aller Versuche, Daten zu sammeln und Entscheidungen abzusichern, an »Bauchentscheidungen« nicht vorbei.

Jürgen Fitschen, Co-CEO der Deutschen Bank, hatte das Thema Vertrauen gewählt und den Extrem-Bergsteiger und Unternehmer Stefan Glowacz eingeladen. Authentisch und anhand der Geschichte dreier Anläufe zur Erst-Besteigung eines Berges in Patagonien wird deutlich, wie viele Dimensionen von Vertrauen gleichzeitig schwingen, um eine extreme Leistung unter extremen Bedingungen zu vollbringen. Neben dem Vertrauen in die eigene Planung, das Material und das Team hebt sich das Vertrauen in das eigene Ziel als das entscheidende Movens über alles andere hinaus. Johannes Teyssen, CEO der E.ON, hatte das Thema Neuerfindung gewählt und den amerikanischen Investor und Multimillionär Steve Westly ausgesucht. Digitalisierung und Vernetzung werden als Treiber einer Entwicklung beschrieben, die alleine schon die gegenwärtigen Geschäftsmodelle herausfordern. Westly holt anekdotisch aber auch Persönlichkeiten wie Steve Jobs und Elon Musk in die Flughafenhalle, die mit visionärer Kraft und zielstrebiger Hartnäckigkeit Industrien revolutioniert haben.

Jens Baas, CEO der Techniker-Krankenkasse, hatte den Philosophen und Publizisten Richard David Precht nominiert, um das Thema Wertschätzung zu beleuchten. Einer grundsätzlichen Begründung, warum Menschen auf Wertschätzung existentiell angewiesen und angelegt sind, folgten Gesprächsrunden mit teilnehmenden Talenten über Werte wie Zufriedenheit, Fairness, Liebe, Moral und Zusammenarbeit.

Bernhard Mattes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke und Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutschland, kündigte das Thema Vielfalt für Innovation an. Markus Hengstschläger, Humangenetiker aus Wien, führte uns vor Augen, wie unsere Gesellschaft vom Elternhaus an, über Kindergarten, Schule bis zu der Führungskräfteentwicklung in Unternehmen systematisch »Durchschnitt« produziert. Wir werden konditioniert, nicht aufzufallen, nicht aus der Reihe zu tanzen, und müssen in Systemen der Defizitorientierung an unseren Schwächen arbeiten, während unsere herausragenden Fähigkeiten verkümmern. In dieser schnellen, unberechenbaren Zeit, in der wir leben, brauchen wir aber Vielfalt, Unterschiedlichkeit, um die Herausforderungen zu bewältigen. Ein Vortrag mit höchstem Sachverstand, schlagenden Analogien, Humor und einer wegweisenden Botschaft, der zurecht mit Standing Ovation belohnt wurde.

Gabor Steingart leitete das Thema Revolution ein und vertrat leidenschaftlich seine Überzeugung, dass die Aufklärung keine abgeschlossene Epoche sei, sondern gerade jetzt eine universelle, gesellschaftliche Aufgabe, die durchaus zu einer modernen Revolution führen könne. Er führte den Ökonomen Tomas Sedlacek ein, der mit einem Buchtitel »Revolution oder Evolution. Das Ende des Kapitalismus?« das Thema an anderer Stelle bereits ausgelotet hatte. Die noch herrschende Logik des freien Marktes und einer Wachstumsökonomie lassen sich nach Sedlacek jedenfalls nicht aufrechterhalten.

Für uns war neben dem Wiedersehen mit unseren Kunden, mit CEO’s, mit denen wir zum Teil bereits in großen Veränderungsprojekten erfolgreich zusammengearbeitet haben, wichtig, zu sehen, dass unsere Themen mehr und mehr auch in die Wahrnehmung einer breiteren Öffentlichkeit gelangen. Wertschätzung und Vertrauen sind seit jeher die Grundlage für eine zukunftsfähige Unternehmenskultur. Unser Thema »Diversität und Inklusion«, das wir im Juli mit einer besonderen offenen Veranstaltung am 4. und 5. Juli in Köln vertiefen, ist eine noch immer ungenutzte, erfolgsrelevante Dimension in den Unternehmen.

Prof. Hengstschläger hat die Bedeutung von Vielfalt für Innovation sehr überzeugend herausgearbeitet. So war es ja sicher auch kein Zufall, dass die CEO’s im Hangar des Flughafens Tempelhof am 1. Mai 2015 alles weiße Männer in mittleren Jahren waren. Unsere Initiative »Neue Führung für eine Neue Welt« berücksichtigt die Dynamiken der Transformation, die sowohl Westly heraufbeschworen, als auch Sedlacek analysiert hat.

SYNNECTA hat die mosaikartigen, wirksamen Themen bereits in einen Zusammenhang gebracht, und wir unterstützen Unternehmen und Führungskräfte auf dem Weg in eine zukunftsfähige Moderne. Der SYNNECTA Zukunftscheck oder unsere OE-Ansätze für agile Organisationen berücksichtigen die Erkenntnisse, die bei den Pathfindern 2015 präsentiert und diskutiert wurden. Diese Ansätze diskutieren wir übrigens am 10. Juni mit HR-Managern aus unterschiedlichen Organisationen in einer HR-Tischrunde und wird SYNNECTA auch in einem Vortrag am 15. September auf der Zukunft Personal 2015 in Köln erläutern.

Seit dem Tag der Arbeit haben sich weitere 800 junge Führungstalente von den Zukunftsthemen inspirieren lassen. Pathfinder 2015 war eine gelungene Veranstaltung! Es ist gut zu wissen, dass mehr und mehr Menschen sich verbinden, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Jörg Müngersdorff

Workshop zu Moderationskompetenz für die MitarbeiterInnen vom SchLAu-Team

Die SYNNECTA GmbH ist Sponsorin und Kooperationspartnerin vom Jugendzentrum anyway e.V. in Köln. Im Januar 2015 waren die SYNNECTA-Beraterinnen Fetiye Sisko und Hanna Göhler vor Ort im Jugendzentrum und haben einen Workshop zu Moderationskompetenz für die MitarbeiterInnen vom SchLAu-Team durchgeführt. Folgend ein Bericht der TeilnehmerInnen:

»Wenn man etwas lange gut macht, heißt das nicht, dass man es nicht noch besser machen kann …«

SchLAu KÖLN kommt seit 15 Jahren jährlich mit ca. 1000 Schüler_innen in Kontakt und klärt diese über Diskriminierung im Alltag auf. Vor großen Gruppen zu stehen, Moderationen anzuleiten, Gruppenprozesse live zu analysieren und verschiedene Bedürfnisse darauf anzupassen gehört zu jedem Workshop dazu.

Jetzt können wir dies alles allerdings noch besser! Denn Fetiye und Hanna von SYNNECTA haben im Rahmen des Workshops »Train the Trainer« allen Teamer_innen von Schlau Köln neue Anstöße zu Moderationen gegeben, die Rolle aller Teamer_innen in einem Workshop beleuchtet, Tipps zu unvorhergesehenen Situationen gegeben, auf kleine Dinge, wie Sitzordnungen und Positionen im Raum, hingewiesen und uns an ihren eigenen Erfahrungen und ihrem Wissensschatz teilhaben lassen. Und Spaß hatten wir alle auch dabei 🙂

Auch nach vielen Jahren Erfahrung ist es immer wieder gut und nützlich, sich regelmäßig neuen Input und Meinung von Außen zu holen. Wir freuen uns über die sehr gute Zusammenarbeit mit SYNNECTA und bedanken uns besonders bei unseren beiden Trainerinnen Hanna und Fetiye!

Das ganze SchLAu-Köln Team

Auch wir bedanken uns bei Euch für diesen spannenden Tag und wünschen Euch weiterhin viel Erfolg bei Euren Seminaren.

Fetiye Sisko, Hanna Göhler

SchLAu Köln, in Trägerschaft des Jugendzentrums anyway, verschreibt sich der Aufklärung über lesbische, schwule, bi und trans* Lebensweisen. Ziel ist der Abbau von Vorurteilen und der Beitrag zu einem gesellschaftlichen Klima, in dem alle Menschen diskriminierungsfrei leben können. www.schlau-koeln.de

Eindrücke: Eine FührungsReise

Zwei Tage zu Führung, VUCA, Selbstführung, Work-life-Balance

Mit einem blauen Umhang um die Schultern einen fiktiven Catwalk im Museum entlang gehen, und sagen, wer man ist – nicht unbedingt das typische Verhalten eines Managers. Aber eine Szene mit Teilnehmenden der »FührungsReise«…

Die »FührungsReise« ist ein maßgeschneidertes SYNNECTA-Format der besonderen Art. Im Juli 2014 sind 16 Führungskräfte eines großen deutschen Unternehmens mit uns auf eine 2-tägige Reise gegangen: Die Stationen waren ebenso ungewöhnlich und unberechenbar wie auch der Führungsalltag in der globalen Wirtschaftswelt. Wir nutzten diese Reise, um die Herausforderungen des eigenen Führungsalltags einmal aus ganz anderen Blickwinkeln zu erleben. Der Fokus lag auf der Betrachtung äußerer und innerer Landschaften, in denen Führungskräfte agieren. Dabei stellten sich den Führungskräften elementare Fragen.

  • Mit welchen globalen Bedingungen bin ich im Arbeitsalltag konfrontiert?
  • Wie gehe ich damit um und wie fühle ich mich dabei?
  • Wie löse ich Krisen? Wer oder was gibt mir Kraft?
  • Was bedeutet das für mich in meiner Vorbildfunktion im Unternehmen?

Die vermeintlich trennbaren Arbeits- und Lebenswelten wurden im Laufe der Reise immer stärker eins, die Achsen des Innen (mein Leben) und Außen (die Arbeit) neu ausgerichtet, und bald eher als Zentren im eigenen Leben wahrgenommen. Zentren, die sich gegenseitig bedingen und kaum losgelöst voneinander gelebt werden können.

Die Reise brachte uns zunächst nach Ehreshoven ins Bergische Land, wo wir in der Malteser Kommende beherbergt wurden und uns verschiedenen Themen widmeten: der VUCA-World, der 1000-jährigen Geschichte der Malteser und ihrem Umgang mit Unsicherheiten, dem eigenen Führungsverhalten und der Selbstführung.

VUCA beschreibt die Bedingungen und Herausforderungen der heutigen Welt: Volatility, Uncertainty, Complexity, Ambiguity. Globale und äußere Umstände, in denen VUCA entsteht, kann ein einzelner Mensch kaum beeinflussen. Die eigene Umgebung, in der sich VUCA zeigt, lässt sich jedoch gestalten, so wird VUCA »erträglich«, so schöpfe ich Ertrag. Am Ende stand eine zentrale Erkenntnis, nicht Ankämpfen gegen eine VUCA-World ist gefordert, vielmehr fanden die Führungskräfte Wege, diese Energie zu nutzen. Ein versöhnlicher Blick auf unruhige Zeiten.

Im ethnologischen Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln entdeckten wir gemeinsam die Vielfalt kultureller Phänomene der Welt und widmeten uns mit den Teilnehmern unter anderem der Frage, wie in anderen Kulturen mit VUCA umgegangen wird. Wertvolle Impulse gab uns Dr. Clara Himmelheber, Ethnologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums, die begeistert – und uns begeisternd – durch das Museum führte und ihre Perspektiven auf Reisen, Selbstreflektion, Begegnungen in unsicheren Situationen mit uns teilte.

In selbstreflektiven Übungen und Dialogen suchten wir miteinander Antworten auf Fragen der Herkunft, der Kultur und entwickelten Perspektiven zur SelbstFührung und zur persönlichen Work-Life-Balance.

  • Wie fühlt es sich an, bei sich anzukommen?
  • Etwas von sich preiszugeben, was bisher vielleicht verborgen war?
  • Wie passen diese »weichen« Erkenntnisse über mich selber zu einem Alltag, in dem knallharte Entscheidungen getroffen werden müssen?

Für die Teilnehmenden und für uns als SYNNECTA-Beraterinnen ist eine solche Veranstaltung eine AusZeit, die wir als sehr wertvoll und bereichernd empfinden. Gemeinsam mit der Gruppe gelangen uns spannende Ein- und Ausblicke. Das Erkunden neuer Orte, Kennenlernen anderer Perspektiven, das sich Einlassen auf Fremdes und Neues erzeugte einprägsame Erkenntnisse über uns selbst und unser Gegenüber. Die FührungsReise brachte uns an Orte der Konfrontation mit sich Selbst, des intensiven Erlebens und des komplexes Lernens. Die Bedeutung dessen wird im Alltag immer wieder neue Dimensionen erreichen und sich im konkreten Umgang miteinander zeigen.

Wer von einer Reise zurückkommt, hat diese Erfahrung schon gemacht – viele Eindrücke bekommen erst im Alltag eine Bedeutung und entfalten ihre Wirkung, wenn wir wieder zuhause sind. Das auf der FührungsReise Erlebte werden die Teilnehmenden in ihre Handlungsräume übersetzen und nutzen können: Bewusstheit über sich, Offenheit für Neues, Positionierung und Weitblick bei Veränderungen – all dies sind gute Eigenschaften und günstige Bedingungen für entspanntes und zielführendes miteinander arbeiten.

Hanna Göhler

Leben, Arbeit und Spielen in der VUCA-Welt: Die SOPHIA 2014

Im loftartigen, herbstlich-warmen Ambiente des Kölner Kunstsalons, mit Blick über die bunten Dächer des Kölner Südens trafen sich SYNNECTA BeraterInnen und Trainer und Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zur SOPHIA 2014. Das Ziel: gemeinsam Ergebnisse zu den neuesten Entwicklungen aus Organisationsentwicklung und Change Management zu erarbeiten.

Flüchtigkeit/Volatilität, Unbestimmtheit/Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität/Mehrdeutigkeit – kurz: VUCA – waren die Schlagwörter der Veranstaltung. Sie fassen das allgegenwärtige Lebensgefühl – die Wahrnehmung der Realität – treffend zusammen. Märkte und Kultur entwickeln sich rasend schnell, genauso schnell müssen Entscheidungen getroffen werden. Auf der einen Seite fehlen oft die nötigen Entscheidungsgrundlagen, um eine Eindeutigkeit herzustellen. Es gibt nicht (mehr?) das Richtig und das Falsch. Auf der anderen Seite können Unternehmen ihren Mitarbeitern längst nicht mehr eine derartige Sicherheit (einmal Eisenwaren Schmitz – immer Eisenwaren Schmitz) bieten.

Es geschieht nicht ohne Grund, dass Unternehmen die relative Sicherheit einer hierarchisch bürokratischen Organisation zumindest teilweise verlassen und so ganz neue Verhaltensfelder öffnen. Große Chance für einige, empfundene Bedrohung für andere. Was als Globalisierung in den Industrienationen früher oft nur als Erweiterung der Märkte gesehen wurde, entfaltet eine ganz neue Dynamik – die exponentielle Steigerung von Vernetzungen hat Märkte beschleunigt, das Feld der Konkurrenz weit geöffnet und Markteintrittsmöglichkeiten und auch die Innovationsgeschwindigkeit erhöht. Diese Dynamik verlangt organisatorische Antworten und zugleich neue Fähigkeiten und Haltungen bei den Führungskräften. In Köln wurde beides sichtbar – Unternehmen stellen sich dieser Herausforderung und suchen danach, wie dies in tradiertes, bisher erfolgreiches Handeln integriert werden kann. Eine belebende Atmosphäre des suchenden Dialogs entstand.

Wie können wir als Menschen und als Organisationen auf VUCA reagieren? Oder vielmehr: Wie kommen wir aus der reaktiven Rolle heraus und nutzen die Chancen, die VUCA uns bietet? Wieviel VUCA verantworten wir selbst und wie wollen wir unsere Unternehmen weiter gestalten? Die Sophia, als Dialog, Lern- und Erfahrungsort ist ein Workshopformat, das selbst schon eine Antwort ist. Es belässt viel Eigeninitiative bei den Teilnehmern, gibt die Lernverantwortung an die Teilnehmer zurück und sorgt dennoch für sichernde und stabilisierende Situationen. Individualität, Freiheit und Gemeinschaftlichkeit werden hier in eine produktive Balance gebracht.

Raus aus dem Gewohnten, den starren Prozessen, der eingeschränkten Sichtweise, etwas ganz anderes tun – oder etwas Gewohntes ganz anders. Eine bereichernde und inspirierende Erfahrung, die manchmal aber auch das Verlassen der eigenen Komfortzone verlangt. »Das kann ich sowieso nicht«, »OK, mach ich, aber schön ist’s nicht«, »Was soll das überhaupt« – typische Gedanken und Gefühle von Menschen in Change-Prozessen, und seien sie selbst noch so veränderungswillig, kreativ, flexibel, initiativ und resilient.

Dennoch gelang es dank dem freundschaftlichen und inspirierenden Rahmen der SOPHIA, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem die Teilnehmenden sich ausprobieren, darstellen, Grenzen ausloten konnten. So zum Beispiel anhand des Projekts »Me-enactment – inszenierte Selbstportraits«. Gemeinsam mit der Berliner Fotokünstlerin Bettina Cohnen erarbeitete jeder Teilnehmer ein individuelles Konzept zur Selbstdarstellung. Sofort stellten sich nicht nur die Fragen »Wer bin ich und was macht mich aus?«, sondern vor allem auch »Was will ich nach außen preisgeben und auf welche meiner vielen Facetten lege ich mich in der Kommunikation fest?«.

Tag für Tag leben wir mit der eigenen Komplexität, ja sogar Widersprüchlichkeit. Doch in Zeiten von Social Networks & Co. müssen wir zusätzlich damit umgehen, dass Botschaften, die wir aussenden, eine ganz eigene Dynamik entwickeln, die wir kaum noch beeinflussen können. Am Ende der SOPHIA hielten die Teilnehmer nicht nur spektakuläre Selbstportraits von sich in der Hand, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die Fotografien wurden auch den anderen Teilnehmern präsentiert und so »der Öffentlichkeit« preisgegeben. Jeder durfte die Portraits der anderen mit Begriffen auf Zetteln bestücken, so dass die Vieldeutigkeit einer Darstellung ebenso wie die ganz individuellen Interpretationsmöglichkeiten auch direkt »ausgehalten« werden mussten.

Apropos »aushalten«: Dass es in der heutigen Zeit fast unmöglich ist, in einem Thema Experte zu sein und auch zu bleiben, durften die Teilnehmer an mancher Stelle erfahren. Ob beim kreativen Lego-Zusammenbauen oder beim Brainstormen und Clustern zu den Fragen, wie man als Mensch/Führungskraft/Organisation auf VUCA reagiert – stets war die Kunst der Improvisation gefragt.

Dasselbe galt auch für die zwei Musiker, die am Freitagabend ins SYNNECTA-Haus eingeladen waren. Der Gitarrist Vincent Themba und die Bassistin Ulla Oster hatten sich zuvor noch nie gesehen. Die Teilnehmer durften miterleben, wie aus dem Stegreif ein minimalistisch inszeniertes Konzert entstand, in dem die Künstler teils dialogisch, teils sich in der Führung abwechselnd, teils im gemeinsamen Flow große Wirkung erzielten. Im Anschluss entstand ein anregendes Gespräch über Improvisation, eigene Haltungen, Rollen und Beziehungen zwischen Menschen und Zusammenarbeiten und -sein. Entgegen den Vermutungen vieler Teilnehmer, die in ihren Fragen immer wieder auf Führen und Machtverhältnisse zu sprechen kamen, ging es den Musikern im Gespräch um das Vertrauen – in sich selbst, und auch in den Anderen. Vertrauen sozusagen als Grundhaltung: dass man gemeinsam wie auch alleine schon etwas Gutes schaffen wird.

Auch an anderen Orten der SOPHIA tauchte der Begriff »Vertrauen« immer wieder auf. Wichtig dabei: Es geht nicht um Vertrauen, das auf Tradition und Erfahrung ruht. Sondern jenes, das man schenkt und geschenkt bekommt. Die Erwartung, jemand solle es sich erst einmal verdienen, wird so gut wie immer enttäuscht – denn gerade in der VUCA-Welt werden wir alle an großen und kleinen Dingen immer wieder scheitern. Vertrauen macht uns verletzlich, und das verlangt sozialen Mut. Und soll es denn eine beständige Haltung werden, impliziert Vertrauen auch die Fähigkeit zur Vergebung – seinen Mitmenschen, Mitarbeitern, vor allem aber auch sich selbst. Vergebung sorgt dafür, dass Vertrauen weiter bestehen kann und dass wir wertvolle Energie nicht ans »Warum« des Scheiterns verschwenden, sondern den Blick weiten, Neues ausprobieren, an Probleme mit ungewohnten Strategien herangehen. Das macht uns einerseits resilient, und ermöglicht andererseits Innovation und »weiche« Werte wie Intuition, kindliche Naivität (als Voraussetzung für Kreativität), das Aushalten von Ambiguität und nicht zuletzt Selbstreflexion.

Selbstreflexion war ein großer Bestandteil der Tour de Cologne. In drei ganz unterschiedlichen Führungen über den Kölner Melaten-Friedhof, das Rautenstrauch-Jost-Museum und zwei Kölner Kirchen wurden mit behutsamen Inputs und Interaktionen Schwerpunkte auf das Erleben gesetzt, gleichzeitig hatten die Teilnehmer Zeit zu reflektieren. Neben der Erfahrung, sich die Stadt als Erlebnisraum und als Ort zum Innehalten verfügbar zu machen, entstanden ganz spontan und überraschend einige überwältigende Momente.

Der Sinn menschlichen Handelns und irdischen Daseins wurde mit dem Vortrag von »Astro-Entertainer« Christian Preuß gewaltig in Frage gestellt. Fundierte und bewusstseinserweiternde Perspektiven, die er auf die Erde, die Galaxien und das gesamte Universum gab, eröffneten ganz neue Varianten von VUCA: In der Undurchschaubarkeit, Unvorhersehbarkeit und fehlenden Systematik des Alls herrschen »echte« VUCA-Zustände. Damit stellte sich gleichzeitig die Frage, ob die von uns wahrgenommenen VUCA-Zustände in unseren Alltagen nicht eigentlich harmlos sind – im Vergleich dazu. Auf mitreißende Art vermittelte Christian Preuß die für den Menschen kaum erfassbare Vielfalt und unendliche Größe des Alls, die erstaunlichen Dynamiken der Galaxien und Planeten. Diese Aha-Erlebnisse führten dazu, dass plötzlich jeder Teilnehmer sich selbst auf angenehme Art und Weise »klein« und unsere Welt als viel weniger bedeutend und bedrohlich erlebte. Anschließend guckte man auf dem Dach des Maritim-Hotels mit Teleskopen in den Nachthimmel und ließ das Erfahrene noch tiefer wirken.

Klein sein, oder sogar auch mal Kind sein, konnte sicherlich als eine der vielen VUCA-Resilienz-Strategien von der SOPHIA mit nach Hause genommen werden. Wir – privat und in Unternehmen – können VUCA nicht nur überleben, sondern leben und nutzen, wenn wir zwischendurch wie Kinder unvoreingenommen und ohne definiertes Ziel an Probleme und Aufgaben herangehen. Wenn wir nach jedem gescheiterten Versuch einfach wieder aufstehen und es mit neuer Taktik versuchen – und erfolgreiche Taktiken verwerfen, sobald diese zu bröckeln beginnen. Und wenn wir die Fülle, die sich uns bietet, ungeniert ausnutzen, um damit zu spielen, experimentieren und schließlich zu produzieren. Bewusst ganz ohne erklärten Sinn dahinter marschierten alle SOPHIA-Teilnehmer nach getaner Arbeit zu »Kölns bester Eisdiele«, ein nagelneues Aufzieh-Spielzeug in der Tasche, um die letzten gemeinsamen Momente zu genießen und VUCA-gestärkt ins »echte«, vielleicht aber gar nicht immer so ernste Leben zurückzukehren.

Die Eröffnung unserer neuen Räume in Köln im Juni 2014

Mit der Eröffnung unserer neuen Räume in Köln im Juni 2014 erleben wir eine rege Kultur des Austausches, der Gespräche zwischen uns, zwischen Kunden und zwischen all den Netzwerken, von denen wir ein Teil sind. Die Eröffnung haben wir genutzt, nicht nur um zu feiern, sondern auch um die Gespräche um Diversität und was es meint, sie tatsächlich zu leben, fortzusetzen.

Es entspannen sich gute, sehr angeregte und anregende Gespräche. So z.B. um das kulturelle Verständnis des in sich selbst so diversen Kontinents Asien, diesmal aus den Augen unserer asiatischen Kollegen gesehen. Oder um das Thema der sexuellen Diversität. Oder Gespräche um das Thema Altersdiversität und VUCA, als eine Perspektive, Veränderungen in einer global beschleunigenden Welt wahrzunehmen. Der Abend hat uns in eine der schönsten Räume Kölns geführt, die Bastei mit ihrem Blick auf die Silhouette Kölns.

Hier sehen Sie einige Impressionen von unserer Veranstaltung: